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Taubergrund die nötige unmittelbare Kenntnis fehlt, während ich auf Grund langjährigen Aufenthaltes an der Rezat eine eingehendere Einsicht in die Landschaft und ihre geschichtlichen Bedingtheiten gewonnen zu haben glaube. Um Wiederholungen zu vermeiden, werde ich das von Dr. Weigel bereits zutreffend Gesagte nicht noch einmal vornehmen und mich z. B. über die Zeit der Vorgeschichte, über die Deutung der Ortsnamen und ihr erstes urkundliches Vorkommen, auch über Patrozinien u. a. nicht weiter verbreiten; nur, wo ich Einwände zu erheben, Bedenken zu äußern, Berichtigungen anzumelden habe, werde ich entsprechende Ausführungen machen.

 Zunächst sollen die von Dr. Weigel angegebenen Quellen überprüft, dann die Siedlungsgeschichte eingehend gewürdigt und endlich Schlüsse auf die älteste kirchliche Organisierung gezogen werden.


A. Die Forschungsquellen.
1. Die Vorgeschichte.

 Von ihr hat Dr. Weigel ausführlich gehandelt, besonders auf Grund der von Gumpert herausgegebenen Abhandlungen über die gemachten Funde aus den verschiedenen Perioden der Vorzeit. Nur über die letzte vorgeschichtliche Zeit, aus der Funde fehlen, glaubte er eine Kenntnislücke annehmen zu sollen. Er ist der Meinung, daß auch da noch einzelne Siedler das Land bewohnt hätten. Unter Bezugnahme auf die beiden prähistorischen Niederlassungsgebiete im Umkreis von Ansbach und Windsbach spricht er geradezu den Satz aus[1]: „Irgendwie haben sich die Plätze dieser ,bach‘-Orte noch im 7. oder 8. Jahrhundert als besonders geeignet zur Ansiedlung empfohlen, vielleicht eben durch Fortdauer einer seit Jahrhunderten, wenn nicht länger, bodenständigen Bevölkerung“. Dieser Satz kann nicht als zutreffend anerkannt werden, nicht nur, weil keinerlei Beweis hiefür vorliegt, sondern vor allem aus rein geschichtlichen Erwägungen. Dr. Weigel muß selbst zugeben, dass der große Herzynische Wald, der sich ehedem über das ganze Keupergebiet erstreckte und der durch die bekannte Urkunde von 786 ausdrücklich bezeugt ist, damals nur für „Fischer und Jäger“ genügende Lebensbedingungen bot.[2] Fischer und Jäger richteten aber ihre Wohnstätten nach ganz anderen Gesichtspunkten ein als bäuerliche Siedler, die einen landwirtschaftlichen Hof bauen wollten. Diese suchten günstig gelegenes Ackerland und geeigneten Wiesenboden, um da möglichst mitten hinein ihre Wohn- und Betriebsstätten zu stellen; Jäger und Fischer aber brauchten nichts weiter als einen möglichst sicheren Wohnplatz, von dem aus sie Wald und Wasser bequem erreichen konnten. Nur die Nähe einer Quelle war für beide Teile die gleiche Lebensnotwendigkeit. Aber Quellen gibt es im Rezatgebiet so viele, daß die Wohnstätte eines Jägers oder Fischers durchaus nicht ausschlaggebend zu sein brauchte für die spätere Ansässigmachung eines Bauern. Beispielhaft ist hiezu die von Gumpert aus der Höhe über Eyb aufgedeckte vorgeschichtliche Wohnstätte. Ihre Lage an einem stillen auslaufenden Talwinkel neben einer Quelle entsprach so recht den Wünschen eines Fischers oder Jägers, da er rings von Wald umgeben war


  1. Weigel 16, 8.
  2. Ebda. 16, 7.