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DANTE UND DAS ZEITGEDICHT

Als ich am torgang zitternd niedersank
Beim anblick der Holdseligsten · von gluten
Verzehrt die bittren nächte sann · der freund
Mitleidig nach mir sah · ich nur noch hauchte

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Durch ihre huld und durch mein lied an sie:

War ich den menschen spott die nie erschüttert
Dass wir so planen minnen klagen – wir
Vergängliche als ob wir immer blieben.

Ich wuchs zum mann und mich ergriff die schmach

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Von stadt und reich verheert durch falsche führer ...

Wo mir das heil erschien kam ich zu hilfe
Mit geist und gut und focht mit den verderbern.
Zum lohn ward ich beraubt verfehmt und irre
Ein bettler jahrelang an fremde türen

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Aufs machtgebot von tollen – sie gar bald

Nur namenloser staub indess ich lebe.

Empfohlene Zitierweise:
Stefan George: Der siebente Ring. Blätter für die Kunst, Berlin 1907, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Der_siebente_Ring.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)