Seite:George Sand Indiana.djvu/101

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sage mir, wann wir uns wiedersehen werden. Ich weiß nicht, was in dieser Nacht nach meiner Entfernung vorgegangen ist; warum läßt Du mich darüber in Ungewißheit? Mein Diener hat Euch alle drei im Park spazieren gehen sehen. Der Oberst war niedergeschlagen, doch nicht zornig. Also hätte dieser Ralph uns doch nicht verraten? Seltsamer Mensch! Aber wie werde ich mich ferner in Lagny sehen lassen dürfen, da unser Schicksal jetzt in seinen Händen ruht? Ich werde es dennoch wagen, und müßte ich mich auch demütigen. Ich werde lieber alles tun, als dich verlieren. Um Deinen Willen verließe ich selbst meine Mutter; für Dich würde ich jedes Verbrechen begehen. Ach, wenn Du meine Liebe verständest, Indiana!“

Die Feder entsank Raymons Händen; er war müde bis zum Einschlafen. Er schellte seinen Diener, trug ihm auf, das Billett noch vor Tagesanbruch nach Cercy zu tragen, und genoß dann jenes tiefen, erquickenden Schlafes, dessen Süßigkeit nur der Selbstzufriedene kennt.“

Frau Delmare brachte die Nacht mit Schreiben zu. Als sie Raymons Brief erhielt, antwortete sie eilig darauf:

„Dank, Raymon, Dank! Du gibst mir Kraft und Leben wieder. Jetzt kann ich alles ertragen; denn Du liebst mich; Dich schrecken die härtesten Proben nicht. Ja, wir werden uns wiedersehen, wir werden allem trotzen. Ralph mag aus unserem Geheimnis machen, was er will, ich mache mir darüber keine Sorgen. Du liebst mich, ich fürchte selbst meinen Gatten nicht mehr.

„Du willst wissen, wie unsere Angelegenheiten stehen? …. Wir sind ruiniert. Es ist die Rede davon, Lagny zu verkaufen und in die Kolonien zurückzukehren … Aber was kümmert mich das alles! Raymon, ich baue auf Dein Versprechen, rechne Du auf meinen Mut. Nichts kann mich schrecken, nichts mich von meinem Vorhaben abbringen. Mein Platz

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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)