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Seite:George Sand Indiana.djvu/119

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Ralph bemerkte, daß ihre Füße naß und von der Kälte erstarrt waren. Er trug sie in seinen Armen bis zu einem gastfreundlichen Hause, wo die Pflege einer mitleidigen Frau sie wieder zum Bewußtsein brachte. Während dieser Zeit schickte Ralph jemand zu Herrn Delmare, um ihn zu benachrichtigen, daß seine Frau wiedergefunden sei; aber der Oberst war noch nicht in seine Wohnung zurückgekehrt, als der Bote dort anlangte. Er setzte seine Nachforschungen, von heftiger Unruhe bis zur Wut gequält, fort. Ralph, der besser wußte, wo man zu suchen hatte, war sofort zu Herrn von Ramière geeilt. Dieser stand eben im Begriff, sich ins Bett zu legen, und behandelte Ralph mit ironischer Kälte. Der plötzliche Gedanke an Nouns Ende hatte Ralph an den Fluß geführt. Er folgte demselben nach der einen Richtung hin, während er seinen Diener nach der anderen schickte. Ophelia hatte sogleich die Spur ihrer Herrin erkannt und Sir Ralph zu dem Orte geführt, wo er Indiana gefunden hatte. Sie wäre nicht im stande gewesen, ihrem Vetter die Gedanken zu erklären, die eine Stunde zuvor sie beherrschten; aber er erriet sie und begriff ihren Seelenzustand, ohne sie zu fragen.

„Liebe Cousine,“ sagte er in sanftem, feierlichen Tone, „ich verlange von dir ein Versprechen, das letzte Zeichen der Freundschaft, womit ich dir lästig fallen werde.“

„Sprich,“ antwortete sie, „dir etwas zulieb zu tun, ist das einzige Glück, das mir noch bleibt.“

„Wohl, so gelobe mir,“ begann Ralph wieder, „niemals zum Selbstmord deine Zuflucht zu nehmen, ohne mich vorher davon zu benachrichtigen. Ich schwöre dir bei meiner Ehre, daß ich mich einem solchen Schritte auf keine Weise widersetzen werde. Du weißt, ich bin selbst schon mit einem solchen Vorhaben umgegangen …“

„Warum sprichst du von Selbstmord?“ fragte Indiana. „Ich habe nie Hand an mein Leben legen wollen. Ich fürchte Gott; ohnedies …“

Empfohlene Zitierweise:
George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/119&oldid=- (Version vom 31.7.2018)