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Zehntes Kapitel.

Als Raymon im Hofe von Lagny aus seinem Tilbury stieg, fühlte er seinen Mut sinken. Er sollte unter dieses Dach treten, das ihm so entsetzliche Erinnerungen zurückrief!

Der erste, der ihm entgegentrat, war Sir Ralph Brown, und als er ihn in seinem Jagdkleide, von seinen Hunden umgeben und ernst wie ein schottischer Laird, auf sich zukommen sah, glaubte er das Bildnis zu erblicken, welches er in dem Zimmer der Frau Delmare gefunden hatte. Wenige Augenblicke nachher kam der Oberst und man trug das Frühstück auf, ohne daß Indiana erschienen wäre.

„Frau Delmare will also durchaus nicht herunterkommen?“ fragte der Oberst sein Faktotum Lelièvre mit einiger Bitterkeit.

„Die gnädige Frau hat eine schlimme Nacht gehabt,“ antwortete Lelièvre, „und Fräulein Noun … zum Teufel! der Name kommt mir nicht aus dem Gedächtnis! … Fräulein Fanny, will ich sagen, hat mir versichert, daß die gnädige Frau jetzt schliefe.“

„Wie kommt es denn, daß ich sie eben am Fenster gesehen habe? Fanny hat sich getäuscht. Geh und sag’ Frau Delmare, das Frühstück sei aufgetragen …; oder vielmehr, Sir Ralph, lieber Vetter, wollten Sie wohl selbst sehen, ob Ihre Cousine ernstlich krank ist?“

Hatte der unglückliche Name, welcher dem Diener aus Gewohnheit entschlüpft war, Raymons ganzes Wesen schmerzlich berührt, so mischte der Auftrag des Obersten diesem Gefühl einen sonderbaren Zusatz von Eifersucht bei.

Dieser Engländer hat hier Rechte, dachte er, welche der Gatte selbst in Anspruch zu nehmen nicht zu wagen scheint.

Als wenn Herr Delmare Raymons Gedanken erraten hätte, sagte er:

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George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/61&oldid=- (Version vom 1.8.2018)