Er konnte ihr nur mit einem Blicke des Glückes antworten. Sir Ralph selbst führte seiner Cousine das Pferd vor, welches er soeben von Raymon gekauft hatte.
„Wie?“ rief Frau von Delmare, „ist das nicht das Pferd, das ich gestern Herrn von Ramière im Schloßhofe reiten sah? Er hat also die Güte, es mir zu leihen?“
„Hast du nicht die Schönheit dieses Tieres bewundert?“ sagte Sir Ralph. „Von heut an gehört es dir.“
„Du wirst witzig, lieber Vetter. Wem soll ich danken, Herrn von Ramière, der mir sein Pferd leiht, oder dir, der ihn vielleicht darum gebeten hat?“
„Du mußt deinem Vetter danken,“ bemerkte Herr Delmare; „er hat das Pferd für dich gekauft und macht es dir zum Geschenk.“
„Ist es wahr, guter Ralph?“ fragte Frau Delmare, indem sie das schöne Tier mit der Freude eines kleinen Mädchens liebkoste, welches den ersten Schmuck erhält.
„Waren wir nicht übereingekommen, daß ich dir ein Pferd geben sollte für die Arbeit, an der du für mich stickst?“
Indiana warf sich Sir Ralph um den Hals und schwang sich dann auf das Pferd, welches sie mit Keckheit paradieren ließ.
Raymon empfand ein heftiges Gefühl des Unmuts, als er von dem Austausch dieser vertraulichen Zärtlichkeit Zeuge sein mußte.
„Wie bin ich glücklich!“ sagte Indiana zu Raymon, als sie in der Schloßallee an seiner Seite ritt. „Es scheint, der gute Ralph hat erraten, welches Geschenk mir das liebste sein könnte. Und Sie, Raymon, sind Sie nicht auch glücklich, das Pferd, das Sie ritten, in meinem Besitz zu sehen?“
„Nein, gnädige Frau, ich bin nicht glücklich,“ antwortete Raymon, „denn die untergeordnete Rolle des Kaufmanns zu spielen, um einem anderen Gelegenheit zu geben, sich Ihnen angenehm zu machen, ist eine
George Sand: Indiana. Karl Prochaska, Leipzig [u.a.] [1904], Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:George_Sand_Indiana.djvu/75&oldid=- (Version vom 31.7.2018)