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Abbas die Bitte des georgischen Königs mitteilte, ass er gerade eine Pfirsiche; er stiess mit dem Absatz seines Stiefels ein Loch in den Boden, legte den Pfirsichkern hinein und sagte: Ich verlasse Georgien nicht eher, bevor nicht aus diesem Kern ein hoher Baum emporgewachsen ist! Als der Gesandte sah, dass das Land auf dem Wege eines Vertrages nicht zu retten sei, wandte er sich an den Verbündeten der Perser, Allawerdi, den Anführer der tatarischen Reiterei und bat ihn, zu den Georgiern überzutreten. Zur Belohung dafür versprach er ihm das Teuerste, was er auf dieser Welt habe, nämlich seine schöne Gattin. In eine Tschadra gehüllt, führte er sie in das Zelt des tatarischen Heerführers und als er ihren Schleier lüftete, riefen Alle vor Entzückung aus: Ericha! (Leute, bewundert!). Allawerdi, gerührt durch die Opferwilligkeit des georgischen Gesandten, gab ihm die Gattin zurück und versprach seine Bitte zu erfüllen. Während der Schlacht ging er mit seinem Heere zu den Georgiern über, wodurch er ihnen zum Siege verhalf, fiel aber selbst im Kampfe. Nach errungenem Siege hielten die Georgier und Tataren auf dem Schlachtfelde ein Zechgelage.

— Wo ist Allawerdi? rief plötzlich ein Georgier, welcher noch nichts von seinem Tode wusste.

— Jakschi woll! (Glückliche Reise!) antworteten die Tataren.

Seit diesem Ereignisse kamen diese Worte bei Trinkgelagen in Gebrauch, obgleich sie eigentlich ihre Bedeutung verloren haben.

Fast immer trinken die Georgier auf das Wohl aller am Gastmahle Teilnehmenden, was natürlich mitunter eine gehörige Zahl von Toasten ausmacht. Hierbei hält der Tolumbascha gewissenhaft die Ordnung aufrecht und sieht darauf, dass Jeder sein Glas bis auf den Boden leere, womit jedoch nicht gesagt ist, dass es voll sein müsse. Wenn bereits auf das Wohl aller Anwesenden getrunken worden,

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Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)