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gekommen waren, wurde Georgien von den Arabern erobert, deren Herrschaft hier vierhundert Jahre währte, obwohl gleichzeitig neben ihnen mehrere kleine unabhängige Fürstentümer bestanden, die von Prinzen aus dem Hause der Bagratiden regiert wurden. Die Araber brachten ihre junge Kultur mit und erweckten in Georgien mehr Leben als ihm die herabgekommenen Griechen zu geben vermocht hatten. Tiflis wurde von ihnen fast völlig umgebaut und mit vielen Schulen bereichert, die für die einheimische Bevölkerung nur den einzigen Nachteil besassen, dass sie der Verbreitung der islamitischen Glaubenslehren Vorschub leisteten. Diese unter der Leitung der Araber sich steigernde Kulturbewegung drohte sogar den Georgiern mit grosser Gefahr, denn sie konnte leicht für immer ihr nationales Leben vernichten und das Christentum verdrängen. Deshalb wurden auch ohne Unterlass Mönche und junge Laien nach Griechenland geschickt, um sich dort auszubilden und dann in der Heimat nachhaltig dem Umsichgreifen des arabischen Einflusses entgegenzuwirken. In dieser Zeit wurden auch zahlreiche Übersetzungen älterer und zeitgenössischer griechischer Werke über Theologie und Philosophie ausgeführt und diese Erwerbungen trugen nicht wenig zur Befestigung des Christentums bei.

Es geschah dies hauptsächlich zur Regierungszeit des Königs Bagrat III., welcher im Jahre 1008 alle unter anderen Bagratiden oder abchasischen Fürsten stehenden Teile Georgiens unter seinem Szepter vereinigte. Mit seiner Regierung begann für Georgien die Zeit der Blüte, die Epoche seiner grössten politischen Macht, obgleich diese Glanzperiode für einige Jahre durch den Einfall der Seldschuken unterbrochen wurde. Bagrat III. brachte sein Land auf eine Höhe, auf der es früher noch nie gewesen war, denn indem er seine Grenzen erweiterte, erhöhte er auch seine politische Bedeutung. Zu seiner Zeit entstanden die zwei grossartigsten Kirchen Georgiens, die

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Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/53&oldid=- (Version vom 1.8.2018)