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Georgier die Angelegenheit der Aussenwelt beschäftigen! Er lebte abgesondert von aller Welt und verstand also nichts von Dingen, die der Gesamtheit am Herzen liegen. Daher hatten auch die ersten periodischen Blätter, welche Nachrichten aus Europa brachten und die Auseinandersetzung und Besprechung verschiedener, die georgische Gesellschaft näher angehenden Fragen betrieben einen harten Stand und konnten nur Dank der Willenskraft und Opferwilligkeit ihrer Gründer den Kampf ums Dasein bestehen.

Mit der Zeit erlangte jedoch die neue Kulturbewegung einige Kraft und nachdem es ihr gelungen war, die ersten Schwierigkeiten zu überwinden, zog sie immer mehr Elemente an sich heran und fand allmälig nachhaltigere Unterstützung.

Mit dieser Wendung der Dinge hörte auch der frühere Vergnügungsrausch auf, man begann die importierte Zivilisation für etwas anderes als ein Spielzeug zu betrachten und immer schwächer wurde die Jagd nach ihren Oberflächlichkeiten, denn die Wirklichkeit zeigte auch schon ihre Schneide, indem die materielle Lage vieler vordem reicher Familien erschüttert war. Die Worte Brot und Arbeit waren nun nicht mehr leere Begriffe, sondern wurden die Losungsworte der Notwendigkeit.

So erwachte also dieses Rittervolk und als es sah, dass in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts das Leben selbst in Georgien keine Tändelei mehr ist, machte es sich an die Arbeit. Viele vom höheren und niederen Adel gingen unter die Litteraten, Lehrer, Beamten oder wurden gar Handwerker und so entstand ein neues Leben, das mit den Anforderungen unserer Zeit im Einklange steht und dieses bisher so vergessene Land möglicherweise in der Zukunft der zivilisierten Weit näher bringen wird.

Heute befindet sich die georgische Nation in einer

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Arthur Leist: Georgien. Natur, Sitten und Bewohner. Verlag von Wilhelm Friedrich, Leipzig 1885, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Georgien._Natur,_Sitten_und_Bewohner.pdf/60&oldid=- (Version vom 1.8.2018)