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mir, daß Ihr keinen Schritt zur Rechten oder zur Linken gehen wollt, bis die Glocke zwölf ausgeschlagen hat.“

„Ich verspreche es, Gertrud, – aber dann“ –

„Dann kommt“ sagte das Mädchen, reichte ihm die Hand zum Abschied und wollte fort.

„Gertrud!“ rief Arnold mit bittendem schmerzlichem Tone.

Gertrud blieb einen Augenblick wie zögernd stehen – dann plötzlich wandte sie sich gegen ihn um, warf ihre Arme um seinen Nacken, und Arnold fühlte die eiskalten Lippen des schönen Mädchens fest auf den seinen. Aber es war nur ein Moment, in der nächsten Secunde hatte sie sich losgerissen und floh dem Dorfe zu, und Arnold blieb bestürzt über ihr wunderliches Betragen, aber seines Versprechens eingedenk, an der Stelle stehen, wo sie ihn verlassen.

Jetzt erst sah er auch, wie sich das Wetter in den wenigen Stunden verändert hatte. Der Wind heulte durch die Bäume, der Himmel war mit dichten jagenden Wolken bedeckt, und einzelne große Regentropfen verriethen ein nahendes Gewitter.

Durch die dunkle Nacht glänzten hell die Lichter aus dem Wirthshause heraus, und wie der Wind dort herüber sauste, konnte er in einzelnen unterbrochenen

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Friedrich Gerstäcker: Germelshausen. Arnoldische Buchhandlung, Leipzig 1862, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Germelshausen-Gerstaecker-1862.djvu/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)