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Sommernachtstraumouverture der Fall war (wenigstens erinnere ich mich über selbige nur poetische Recensionen [wär’s kein Widerspruch] gelesen zu haben), so jetzt wieder bei der zum Mährchen von der schönen Melusina.

Wir meinen, daß, sie zu verstehen, Niemand die breitgesponnene, obwohl sehr phantasiereiche Erzählung von Tieck zu lesen, sondern höchstens zu wissen braucht: daß die reizende Melusina voll heftiger Liebe entbrannt war zu dem schönen Ritter Lusignan und ihn unter dem Versprechen freite, daß er sie gewisse Tage im Jahre allein lassen wolle. Einmal bricht’s Lusignan — Melusina war eine Meerjungfrau — halb Fisch, halb Weib. Der Stoff ist mehrfach bearbeitet, in Worten, wie in Tönen. Doch darf man eben so wenig, wie bei der Ouverture zu Shakspeares Sommernachtstraum, in dieser einen so groben historischen Faden fortleiten wollen.[1] So dichterisch Mendelssohn immer auffaßt, so zeichnet er auch hier nur die Charaktere des Mannes und des Weibes, des stolzen ritterlichen Lusignan und der lockenden hingebenden Melusina; aber es ist als führen die Wasserwellen in ihre Umarmungen und überdeckten und trennten sie wieder. Und hier mögen wohl in Allen jene luftigen Bilder lebendig werden, bei denen die Jugendphantasie so gern verweilt, jene Sagen von

  1. Ein Neugieriger frug einmal Mendelssohn, was die Ouverture zur Melusina eigentlich bedeute. Mendelssohn antwortete rasch „Hm — eine Mesalliance.“ –