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über einen angebornen Leichtsinn anzurathen wäre. In einem phantastischen Vorspiel zu Raupach’s „Tochter der Luft“ von Spohr stellte sich seine bekannte Eigenthümlichkeit mehr als je heraus, seine elegisch klagenden Violinen, seine wie vom Hauch berührt anklingenden Clarinetten, der ganze edle leidende Spohr; im Ganzen bin ich jedoch nicht klar worden und die Partitur konnte ich mir nicht verschaffen. Um so genauer kenn’ ich die gegebene Ouverture von Ferdinand Hiller, Namens „Fernando,“ spanischen Charakters, ritterlich, durchweg interessant, überaus sorgsam und fein gearbeitet, nach Beethoven’scher Bedeutsamkeit strebend, im Hauptrhythmus aber leider Note auf Note auf einen Gedanken von Franz Schubert (aus einem Marsch in C dur)[H 1] so genau gebaut, daß sie mir (auch im Grundcharakter) wie eine größere Ausführung dieses Schubert’schen Marsches vorkam. Mit nicht minder Freude habe ich oft „die Najaden,“ Ouverture von William Sterndale Bennett, durchlesen: ein reizendes, reich und edel ausgeführtes Bild. Wenn sie sich allerdings an das Mendelssohn’sche Genre anlehnt (wie ja auch Mendelssohn sich an die Ouverture zu Leonore), ja wenn er Alles, was sich von Anmuth und Weiblichkeit in Weber, Spohr und Mendelssohn findet, wie zu einer Tonfluth vermischt und davon aus vollen Bechern reicht, so ist es eben geistige Brüderschaft, die die Vorzüge Anderer lebendig in sich aufgenommen und sich zu eigen gemacht hat. Welche blühende Poesie aber überdies in dem Werk, wie

Anmerkungen (H)

  1. [GJ] II.18: Werk 121 Nr. 1:
    [WS] Franz Schubert, Deux Marches Caractéristiques Nr. 1 C-Dur, D 968b,1 (früher D 886) op. posth. 121 für Klavier zu vier Händen.