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Ueber dem norderdithmarsischen Deichsystem ruht ein Dunkel: es wartet noch des Auges, das dem Boden seine Geheimnisse abzulauschen, und des Geistes, der sie zu combiniren weiß. Die Wurthen ziehen sich auch hier durchs Land, das offenbar aus vier gesonderten Theilen besteht, Büsum, das erst 1584 landfest wurde, erst 1609 mit den andern Theilen verbunden, die Insel Weslingburen-Neukirchen, durch einen See bei Tiebensee von der Geest getrennt, Hemme, durch einen Eiderarm davon geschieden und das Eiderufer bei Lunden, St. Annen, Wollersum und Schülp.

Später ist sicherlich die Eindeichung, welche ohne ein Uebergangsstadium von Wurthenbau die Kirchspiele Brunsbüttel und Eddelack den Einwirkungen der Fluthen entzog, deren Zeit aber nur insofern feststeht, als sie vor 1286 muß geschehen sein, wo Brunsbüttel als Kirchspiel erscheint; damit ist aber nicht gesagt, daß sie nicht parcellenweise geschehen, sondern nach einem großen Entwurf gemacht sei: wie in der Wilstermarsch wird vielleicht Koog auf Koog gewonnen und der Deich immer weiter gegen den Elbstrom vorgeschoben sein; aber verfolgen läßt sich die Geschichte dieser Deiche im Einzelnen nicht.

Kurz vor der letzten Fehde schickte man sich zu einer neuen Eindeichung an, aber das Unternehmen ward durch den Krieg 1559 unterbrochen und erst 1578 wieder aufgenommen und 1584 vollendet. Durch diesen Deichbau hörte Meldorf zu seinem großen Schaden auf an der See zu liegen und sein Hafen ward Ackerland; der Ladeplatz, den wir jetzt Hafen nennen, in Entfernung einer starken Viertelmeile, ersetzte den alten weitaus nicht. 1584 schuf sich Büsum in seinem Wardedamm auf dem Grunde der Sandbank, welche das Zusammentreffen

    verlockt durch den Namen Dellweg. Das wird ihm denn freilich niemand glauben. Aber über den Gang dieses Wassers von Tiebensee über Wennemannswisch nach Hogenwörden giebt er vollkommene Auskunft. Nach seinen Worten muß man an eine Ueberlieferung über den See glauben, der, jetzt verschwunden, Tiebensee den Namen gegeben hat. Der Arm scheint sich verderblich für die Bütteler Feldmark gezeigt zu haben, während nach Ketelsbüttel zu Aufschlickung stattfand.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/229&oldid=- (Version vom 14.6.2018)