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wäre, wären nicht Camillus und die Gänse dazwischengekommen. Wir könnten sie zum zweiten Male ausziehen lassen mit den Cimbern und Teutonen, könnten sie dann tapfer helfen lassen der Römer Macht erschüttern, und sie auch mit jenen zuletzt geschlagen sein lassen. Die Voigtemann’sche Chronik weiß genau Bescheid, namentlich von den letzten Zügen, in welchen sie 2800 Wagrier, 2400 Stormarn und 3600 Dithmarschen ziehen läßt; natürlich von den letzten am meisten!

Dieses mußte angeführt werden, so wenig man auch an diese angeblichen Data glauben kann, eben weil Bolten, der ein Dritttheil seiner Nachrichten über diese Zeit aus dem Werke von Carstens entlehnte, dieß angeführt hat. – Die Voigtemann’sche Chronik weiß uns weiter vieles zu erzählen von den ersten Bekennern des Christenthums in Dithmarschen; so soll unter anderen kaum fünfzig Jahre nach Christus der Thomas von Bardewiek nach Dithmarschen gekommen sein und dort mit dem größten Erfolge gepredigt haben, so daß das Christenthum sich schnell verbreitete; später aber wieder verloren gegangen sei.

Jeder wird deutlich einsehen, was von solchen Nachrichten zu halten ist. Dennoch könnten sie einen Sagenwerth haben, wenn sie in dem Glauben des Volks gewesen wären, da wir von jener Zeit nichts sicheres wissen. Aber dies müssen wir durchaus leugnen. So läßt sich auch annehmen, daß, wenn dies der Fall gewesen wäre, Neocorus es gewiß angeführt hätte; er aber hat über solche Dinge seinen vielen Opinionen nichts hinzufügen wollen.

Auf eben jener schwachen Gewährleistung ist die Erzählung von Hengist und Horsa begründet, welche das christliche Britanien zu einem heidnischen England umgestalteten, von welchen jener auf einem Hofe zwischen Süder- und Norder-Hadstede, dieser in Burg gewohnt haben soll; ihre Schifffahrt soll ausgegangen sein von Warhövede, einer kleinen Insel nahe bei Büsum.

Darin haben wir uns denn ergeben, daß wir aus der Geschichte der Römer für die Geschichte unseres Volkes nichts entlehnen

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/41&oldid=- (Version vom 14.6.2018)