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und Begebenheiten Jahr für Jahr folgen, sondern wir müssen jetzt schon uns bemühen, das Land und die Leute selbst zu betrachten, und die Art, wie es allmählich bevölkert wurde. Dabei folgen wir, als Führern, dem Adam von Bremen und dem Helmold. Eben so gewiß es ist, daß die erste Bevölkerung Dithmarschens sächsischer Art war, eben so gewiß ist es, daß friesische Stämme später einwanderten. Neocorus sagt, daß das große Geschlecht der Voigtemannen[1] aus dem Budjadinger Lande eingewandert sei; an derselben Stelle führt er auch an die Todiemannen, und daß diese zu Nienkerken wohnten; und so ist es wahrscheinlich, daß diese auch ein friesisches Geschlecht waren und eingewandert sind, und dieß ist geschehen zwischen den Jahren 1195 und 1201, wie eine glaubhafte Familiennachricht der Boien erzählt[2]. Der Grund dieser Einwanderungen läßt sich nicht mit Gewißheit angeben; vielleicht glaubten der Erzbischof und der Graf durch solche Vermischung die Dithmarschen an Gehorsam zu gewöhnen, da die Friesen als alte Unterthanen des Grafen besser gehorchen würden; vielleicht trug auch das dazu bei, daß um diese Zeit große Ueberschwemmungen in den Marschen der Westsee viele Menschen weggerafft hatten. So viel ist gewiß, daß die friesischen Stämme vorzugsweise die Marsch bewohnten, und daß unter ihnen die Voigtemannen überwiegend waren. Alle diese Friesen, welche zusammen eine feste Genossenschaft bildeten, wohnten von der nördlichen Grenze an bis zum äußersten Süden hin. Keineswegs ist aber anzunehmen, daß die Einwohner sächsischer Art ganz aus den Marschländereien verdrängt wären; die Eingewanderten machten nur in denselben die Mehrzahl aus. – Auf dieselbe Weise, wie die Voigtemannen in der Marsch, wohnten auf der Geest die Woldersmen, und zwar gerade durch die Mitte des Landes von Albersdorf und Tellingstede an; doch waren sie nicht ganz auf die Geest eingeschränkt; so haben sie

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Wilhelm Heinrich Kolster: Geschichte Dithmarschens. Nach F. C. Dahlmanns Vorlesungen im Winter 1826. Wilhelm Mauke, Leipzig 1873, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Dithmarschens_Kolster_1873.pdf/80&oldid=- (Version vom 14.6.2018)
  1. Neocorus I, 211. Er schreibt bald Vodieman, bald Vojediman, bald Vadheman. Vgl. Anhang, S. 592.
  2. Excurs VI: Waren die Dithmarschen Sachsen oder Friesen?