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Kirchen zu bedienen. Begünstigt durch die Wirren des 30jährigen Krieges hatten im Laufe desselben sich 29 Dörfer von Göda weggewendet, aber auch schon vorher waren besonders die katholisch gebliebenen Ortschaften in der Nähe von Krostwitz zur dortigen Kirche übergegangen. Laut eines Notariats-Instruments von 1665 wissen 3 darüber redlich vernommene, 80–90jährige Zeugen sich nicht zu erinnern, daß namentlich Siebitz, Canitz, Kopschin, Forwerg, Storche, Prautitz, und Tscharnitz je zu Göda gehört hätten. Vielleicht sind dies die Dörfer, denen die Aebtissin zu Marienstern 1559 den Besuch der hiesigen Kirche verboten hatte.

Aber auch den treugebliebenen Ortschaften war der weite Kirchenweg nicht wenig beschwerlich. Es wurden daher vielfache Versuche gemacht, die Parochie zu theilen oder Filiale zu gründen. Schon 1560 hielt Sup. Opitius Termine zur Gründung einer Kirche in Doberschau, wo früher eine Kapelle gestanden hatte. „Die Kirche sollte, wo sie einen eigenen Pfarrer nicht erhalten könnte, ein Filial werden, da ein Geistlicher von Göda sie mit Sacris Sonn- und Festtags versorgen sollte.“ Obschon, wie der Sup. schreibt, das Völklein zu Fuhren und Handarbeit gar willig gewesen, auch einem Schreiber (Schulmeister) ein Häuslein bauen und Unterhalt an Broten, Garben, Accidentien und was sonst gebräuchlich geben wollen, so zerschlug sich doch das Project an dem Widerstande des Decans Leisentritt und des Landeshauptmanns der Oberlausitz Hans von Schlieben, welcher letztere verschiedenen Gerichtsherren bei schwerer Ungnade Kais. Maj. verbot, beim Termine zu erscheinen und zur Erbauung der Kirche einige Hilfe und Vorschub zu thun oder ihren Unterthanen zu thun verstatten. Reichlich Hundert Jahre später 1663, nahm man dasselbe Project nochmals auf. Ganze Bände von Acten wurden darüber vollgeschrieben, doch wieder ohne Erfolg.

Auf Antrag des Hans von Schönberg auf Rattwitz (1674) sollte dann in Rattwitz eine Kirche gebaut werden. Nach mehrfachen Verhandlungen und eingereichten Gutachten der hiesigen Geistlichen wurde auch dieser Bau für unnöthig und unausführbar gefunden.

Ebensowenig kam ein Antrag des Fabian von Ponickau auf Luga und sechs Benachbarter vom Adel, v. J. 1695 zur Ausführung, dahingehend, in Luga eine Kirche zu bauen, als Filial von Göda mit einem ordinirten Schulmeister zu Luga, der als pastor tertius von Göda die dasigen sehr beschäftigten Geistlichen subleviren möchte.

Da die Gründung von Filialen nicht zu erreichen war, so fehlte es nicht an fortgesetzter eigenmächtiger Wegwendung einzelner Ortschaften und von Seite Göda’s nicht an Widerspruch dagegen. Die Instandhaltung der umfangreichen kirchlichen Gebäude erforderte bei dem Masngel jeglicher Kapitalvermögens oftmalige Ausschreibung von Kirchenanlagen zu deren Zahlung auch die willkürlich Abgewendeten aufgefordert wurden, welche sich aber natürlich fast immer dessen weigerten. Dazu kam das unbestimmte Verhältniß überhaupt, in welchem die Lausitzer zu unserer Kirche standen. Sie hielten sich für freiwillige Gäste unserer Kirche und ziemlich

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Peter Lieschke: Zur Geschichte des Ortes und der Parochie Göda bei Bautzen. J. E. Schmaler, Bautzen 1876, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_Ort_und_Parochie_G%C3%B6da.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)