Zum Inhalt springen

Seite:Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmuend.djvu/430

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag

ebenso die Kerzenträger und Kirchendiener, sechs Ministranten waren als Engel gekleidet.

Dabei betheiligte sich das hiesige Militär und das bürgerliche Corps Lediger.

So lange wir hier noch Dragoner hatten, begleiteten sie das Allerheiligste, später geschah es durch die Infantrie, hernach durch’s Bürgermilitär.

Während der ganzen Procession waren die Stadtthore geschlossen; die Procession bewegte sich nemlich außerhalb der Stadt.


Das Contingent und das Bürgermilitär.

Von dem badischen Infanterie-Regiment war ein Hauptmann und ein Lieutenant hier mit 30 bis 40 Soldaten, ebenso war ein Dragonerlieutenant in der Stadt mit 12 bis 18 Gemeinen. Sie besorgten die Wache und schlugen täglich den Zapfenstreich. Ihre Hochwacht war ein besonderes Haus auf dem Marktplatze. Nach dem Abbruch desselben erhielten sie ihre Wachstube im Rathhaus.

Die ledigen Gesellen übten sich seit undenklichen Zeiten im Exercitium. Am 1. Mai begannen sie dasselbe gemeinschaftlich. Vor der Gräth kamen sie zusammen, indem sie dort ihre Fahnen hatten und brachten sie auch dahin wieder in Verwahrung. Der Stadtschultheiß war von jeher ihr Platzmajor. Dieser wählte einen Major und Adjutanten; diese und zwölf Officiere ritten.

Jeder ledige Geselle ohne Ausnahme mußte mitmachen, hatte aber die Freiheit, in seinen gewöhnlichen Kleidern erscheinen zu dürfen, wenn er nur ein Gewehr hatte. Die Officiere trugen Degen und Partisanen, am Corporis-Christi-Fest aber Schärpen und rothe und weiße Federhüte. Daß Tamboure und Pfeifer nicht fehlen durften, versteht sich von selbst.

Empfohlene Zitierweise:
Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag. Selbstverlag des Verfassers, Gmünd 1867, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_der_ehemaligen_Reichsstadt_Gmuend.djvu/430&oldid=- (Version vom 1.8.2018)