Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag | |
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Sprach’s der Buhle vor der Küchen
Zu der falschen Edelfrau;
Aber draußen zahlt’s mit Flüchen
Vor dem Schloß im Waldesgau.
Macht sie nur die Gluth so roth?
Der herein will mit Getöse,
Ist ihr Mann oder ist der Tod.
Beide nahen der mit Schrecken,
Schauer kommen wohl der Kecken,
Ja, ihr Mann ist’s, der sie sucht.
Aus dem Wald kommt er gezogen,
Abends auf die kurze Jagd,
Eh’ die Schande wird vollbracht.
Und sie rührt mit beiden Händen,
Gießet Milch und mischet Salz,
Zwischen rothen Feuerbränden
„Weib wirst du nicht ein mich lassen,
Haut mein Schwert entzwei das Thor!“
Und die Falsche muß erblassen,
Und der Buhle fährt empor.
Sich zu retten vor der Wuth.
Und es läuft die Frau vom Herde,
Steigt hinab im kranken Muth.
Doch die Welle zürnt im Kessel,
Und das Feuer bricht die Fessel,
Lodert auf in wildem Schein!
Michael Grimm: Sitten, Gebräuche, Aberglauben, Sagen (Gmünd). In: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Gmünd von Anbeginn bis auf den heutigen Tag. Selbstverlag des Verfassers, Gmünd 1867, Seite 445. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_der_ehemaligen_Reichsstadt_Gmuend.djvu/449&oldid=- (Version vom 1.8.2018)