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es 1408 in einer straßburger Urkunde. In Köln hatten von alters her die Handschriftenhändler ihre Buden vor dem Dom, gegenüber Fettenhennen, in Münster war das Paradies der Domkirche der Platz, wo die Handschriften verkauft wurden. In großen Städten verhandelten die Händler nicht allein ihre eigenen Waren, sondern auch die älteren Erzeugnisse ihrer Kunst: daher schon frühe der Name „Antiquar“.

Urkundliche Zeugnisse über diesen Handel kommen in andern Ländern schon viel früher als in Deutschland vor. So berichtet schon Richard de Bury in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts von Handschriftenhändlern, welche sich weder durch weite Entfernungen, noch durch Sturm und Wetter abschrecken ließen, Frankreich, Deutschland und Italien zu besuchen, und welche gegen bare Bezahlung die gewünschten Bücher selbst brächten oder überschickten. Während Venedig, Mailand und Florenz schon in früher Zeit, namentlich aber zu Anfang des 15. Jahrhunderts, als bevorzugte Sitze des Handschriftenhandels erwähnt werden, während Paris noch früher den Hauptmarkt Europas für den Handschriftenhandel bildet und sich in London bereits 1403 Stationers und Textwriters zu einer Gilde vereinigen, fließen in Deutschland die positiven Quellen über diesen Handel ziemlich mager. Nur gelegentlich wird das Geschäft erwähnt. So brachten 1439 siebenbürger Kaufleute[1] verschiedene auf der Messe in Basel gekaufte politische und kirchliche Flugschriften mit nach Hermannstadt, wo sie, da sie über das Baseler Konzil handelten, der kirchlichen Censur unterworfen wurden. Nördlinger Stadtschreiber kauften und verkauften um die Mitte des 15. Jahrhunderts Handschriften. Der augsburger Bürger Ulrich Friese besuchte um 1450 mit Pergament und Handschriften die nördlinger Messe.

Dagegen hat A. Kirchhoff das Verdienst, eine Thatsache nachgewiesen zu haben, welche durch ihre Bedeutung Dutzende von Notizen aufwiegt und auf einen stark entwickelten Handschriftenhandel in Deutschland ein klares Licht wirft. Der genannte Forscher hat nämlich überzeugend dargethan, daß in der kleinen elsässischen Reichsstadt Hagenau um 1440–50 Schreiberstuben thätig waren, und daß diese die verschiedensten Arten von Handschriften herstellten, wie z. B. lateinische Werke, Gedichte des Mittelalters, Volks-, Gebet- und Wahrsagebücher, ja selbst populäre juristische Schriften. Der bald als Lehrer, bald als Schreiber bezeichnete Diebold Lauber besorgte den kaufmännischen Vertrieb dieser und ähnlicher, wie es


Fußnoten

  1. Teutsch, Fr., im Archiv für die Geschichte des deutschen Buchhandels. IV, 16 u. 26.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_01.djvu/021&oldid=- (Version vom 1.8.2018)