scheint, handwerksmäßig hergestellter Artikel. Man könnte sagen, er habe schon 1447 förmlich Verzeichnisse der von ihm zu beziehenden, von ihm selbst oder unter seiner Leitung angefertigten geistlichen und weltlichen, lateinischen und deutschen Werke herausgegeben; in verschiedenen Handschriften findet man nämlich derartige Verzeichnisse eingeklebt. Die Auswahl war auf die Befriedigung jedes Geschmacks gerichtet und zeugt zugleich von einer ausgedehnten und gebildeten Kundschaft.
Ob sich aber, wie Kirchhoff annimmt, ein vielfach angeführter Brief, welchen Rudolf Agricola als Bibliothekar des Kurfürsten von der Pfalz am 27. März 1485 an seinen Freund Adolf in Frankfurt a. M. schreib (den straßburger Buchhändler Adolf Rusch, vermutet C. Schmidt), auf Handschriften bezieht, ist wohl mehr als zweifelhaft. Agricola verlangt nämlich die Beschaffung folgender Werke: 1) „L. Columella de re rustica cum aliis, illi adjunctis“, 2) „Cornelius Celsus de medicina“, 3) „Macrobii Saturnalia“, 4) „Statii Opera cum commentario“ und 5) „Silius Italicus“, sämtlich damals allerdings in Deutschland noch nicht gedruckt; allein das schließt nicht aus, daß sie anderswo schon erschienen waren. Und in der That war dem so. Es wurde nämlich nach Hain der unter 1 genannte Autor in einen Bande mit Cato, Varro und Palladius – das sind offenbar die alii adjuncti – schon 1472 in Venedig und 1482 in Reggio gedruckt; der unter 2 angeführte 1478 in Florenz und 1481 in Mailand, Macrobius in den Jahren 1472, 1483 und 1485 in Venedig und Brescia, Statius 1476 in Rom und 1483 in Venedig, Silius Italicus endlich 1471 in Rom, 1480 in Mailand und Rom und 1481 in Parma herausgegeben. Wenn auch die frankfurter Buchhändlermesse nachweisbar schon seit Mitte der sechziger Jahre von deutschen Buchhändlern besucht war, welche zudem Verbindungen mit Italien haben mochten, so ist doch immerhin möglich, daß dort zu jener Zeit des Übergangs (1485) ebensowohl noch alte Handschriften als neue Bücher verkauft wurden; allein wahrscheinlich ist es nicht. Abgesehen davon, daß die Vermutung mehr für die letztern spricht, so weist der Zusatz zu der Bestellung des Columella offenbar auf Bücher hin; es müßte sich denn nachweisen lassen, daß auch die Handschriftenhändler diesen Schriftsteller zugleich mit den dort angeführten Autoren verkauft hätten.
Wie dem aber auch sein möge, der Übergang vom Handschriftenhandel
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 022. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_01.djvu/022&oldid=- (Version vom 1.8.2018)