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im Stil der deutschen Renaissance aus. Er ist der einzige straßburger Buchdrucker, der nach der Reformation fortgefahren hat, katholische Flugschriften und Traktate herauszugeben. Seine vortrefflichen Leistungen verschafften ihm einen bedeutenden Ruf und zahlreiche Bestellungen von auswärtigen Verlegern. So druckte er 1502 für Konrad Hist in Speier, und in demselben Jahre kaufte ihm Johann Schönsperger in Augsburg das in 1000 Exemplaren gedruckte „Heiligenleben“ (28. Februar 1502) unter der Bedingung ab, daß Grüninger nur 200 Exemplare davon für sich behalten, sie nicht außerhalb Straßburg und zu keinem andern Preise, als einem Gulden das Exemplar verkaufen, vor Ablauf von sechs Jahren das Buch nicht neu auflegen dürfe und die Holzstöcke der Bilder an Schönsperger abliefern müsse, als Beweis dafür, daß dieser der alleinige rechtmäßige Besitzer der Ausgabe sei.[1] Zu wiederholten malen, 1510, 1524, 1525, druckte Grüninger auch für Koberger in Nürnberg. So führte er 1525 den Druck einer von Wilibald Pirckheimer besorgten Übersetzung der Geographie des Ptolemäus aus, deren Verlag und Kosten Hans Koberger übernommen hatte. Über den Druck dieser Ausgabe sind mehrere Originalbriefe Grüningers, Pirckheimers und Kobergers erhalten. Neben mancher andern interessanten Einzelheit geht aus denselben hervor, daß die nürnberger Herren den straßburger Meister nicht gerade glimpflich behandelten. Um der Ausgabe ein recht schönes äußeres Gewand zu verleihen, ließ Grüninger kunstvolle Randleisten zu dem Werke schneiden und verzierte damit die Seiten des Textes. Allein bei Pirckheimer fanden Grüningers Bemühungen wenig Anklang. In einem höchst aufgebrachten Schreiben beklagt er sich bei diesem darüber, daß sein Text nicht in gehöriger Ordnung gedruckt sei, und nicht genug damit, habe Grüninger dazwischen seine „fabel und gauklerrey gedruckt und also die ordnung verkehrt“, sodaß Anmerkungen und Text nicht immer stimmten. „Wo ich mich dessen versehen hätte“, schreibt Pirckheimer weiter, „hätte ich eher mein Manuskript verbrennen mögen.“ Weiter beschwert er sich über zahlreiche Druckfehler und darüber, daß Grüninger bei dem letzten Teil es versäumt habe, den zur Korrektur bestellten gelehrten Johannes Huttichius zu Rate zu ziehen, worauf er fortfährt: „Aber ich sehe wohl, daß Ihr meint, wenn Ihr nur viel Gaukelei und alter Weiber Fabel mit Kartenmaler-Bildern in das Buch bringt, so habt Ihr es wohl geschafft“, „das mag wohl sein


Fußnoten

  1. Archiv für die Geschichte des deutschen Buchhandels. V, 83.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/026&oldid=- (Version vom 1.8.2018)