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andern associierte, bald wieder allein druckte, bald wieder eine neue Verbindung einging. In den Distichen, welche jenes Erstlingswerk einleiten, nennen sich Michael Wenszler und Friedrich Biel als Drucker desselben. Ob die nächsten von Wenszler gedruckten Werke ebenfalls noch aus der Gemeinschaft mit Biel hervorgegangen sind, ist nicht erweislich, da kein zweites Werk den Namen des letztern trägt. Gewiß ist nur, daß Fridericus de Basilea um 1485 in Burgos wiedergefunden wird, und selbst von dort noch mit Michael Wenszler in Basel in Korrespondenz gestanden haben soll.[1] Im Jahre 1475 druckte Wenszler mit Bernhard Richel zusammen das „Quadragesimale“ des Robertus (Caracciolus) de Licio, 1488 gemeinschaftlich mit Jakob Kilchen ein „Graduale“. Im ganzen kennt man von Wenszlers Thätigkeit in Basel 28 Druckwerke, die seinen Namen tragen, und 21, die wegen der Gestalt ihrer Charaktere für Wenszlersche Drucke gehalten werden. Hierzu kommt noch der Druck eines Missale in 600 Exemplaren[2] , welche von zwei Straßburgern, Veit Farwenbürner und Arbogast Mor bestellt und von Wenszler von Ende 1489 bis Anfang 1490 hergestellt wurden. Die baseler Urkunden liefern über ihn noch mehrfache interessante Daten. So hat er z. B. schon 1478 mit Johann Amerbach die frankfurter Büchermesse besucht, und sich hier wohl neben dem Vertrieb der von ihm gedruckten Bücher auch mit dem Buchhandel überhaupt befaßt. Daneben spekulierte er, statt sich auf sein Geschäft zu beschränken, in Bergwerksaktien. Auf einer seiner Geschäftsreisen hatte er von Hermann Nadler (aus Frankfurt oder Aschaffenburg) „drei Gugkugs“ (Kuxe), d. h. drei Bergwerksanteile des 1471 bei Schneeberg in Sachsen erschlossenen Silberbergwerks für 350 Gulden gekauft, kam aber durch diesen Ankauf in allerlei Ungelegenheiten, da er Nadler zwar 100 Gulden geliehen, die ihm dieser nicht zurückzahlte, er selbst aber vollständige Deckung für den Rest nicht beschaffen konnte. Indessen ging die Sache für Wenszler noch gut genug ab.[3] Im Jahre 1489 machte Wenszler mit zwei andern Baselern Namens Hans Wiler und Jakob von Kirchen (wohl identisch mit dem schon genannten Kilchen) eine Buchhändlerreise den Rhein hinab nach Flandern und England.[4] Sie führten eine Menge Bücher, in vier Fässer und ein kleines Fäßchen verpackt, zum Verkaufe mit sich. Um sich als rechtmäßige und einzige Eigentümer ausweisen und ihre Bücher überall ungehindert zum Verkauf bringen zu können, erklärten sie vor


Fußnoten

  1. Née de la Rochelle, Recherches sur l’établissement de l’art typographique en Espagne et en Portugal. Paris 1830. S. 43.
  2. Staatsarchiv Basel Stadt, Missivenbuch 1488–1491. S. 328.
  3. Daselbst 1481–1483. S. 131.
  4. Daselbst 1488–1491. S. 228. Obige Auszüge sind zuerst von J. J. Amiet in Solothurn mitgeteilt.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/050&oldid=- (Version vom 1.8.2018)