Oporin für 700 Gulden die Offizin desselben, wodurch er seine schon bestehende Schuldenlast noch beträchtlich vermehrte. Seine Arbeitskraft war eine wahrhaft staunenerregende. Außer seiner Thätigkeit als Leiter einer großen Druckerei, die in den 28 Jahren ihres Bestehens 750 Werke brachte, und einer Buchhandlung mit ausgedehnten, bis nach Italien reichenden Verbindungen, ist er Verfasser von mehrern gelehrten Schriften, darunter „Onomasticon propriorum nominum“ und „Annotationes in questiones“, von Übersetzungen des Xenophon und Theokrit, sowie großartiger Register zu Plato, Aristoteles, Plinius und vielen andern griechischen und lateinischen Klassikern, deren Ausgaben wegen ihrer guten Ausstattung und der Sorgfalt in der Textesberichtigung und bei der Korrektur zu dem Besten zählen, was auf diesem Gebiete geleistet worden ist. Dennoch starb er 1568 in zerrütteten Vermögensumständen, wozu die Verschwendung seiner vier Frauen, von denen eine des jüngern Herwagen Witwe, eine geborene Froben, war, sowie eigene schlechte Wirtschaft viel beigetragen haben sollen. Seine Ziele waren für einen Verleger jener Zeit vielleicht zu sehr dem Idealen zugewandt, und seine großartigen Unternehmungen, die er fast immer auf eigene Rechnung begann, mögen oftmals in ihren Erträgen hinter seinen Erwartungen zurückgeblieben sein. Ging es doch seinem Lehrmeister Johann Froben nicht viel besser. Gleichwohl aber bildet dessen und Oporins Thätigkeit den Glanzpunkt und die bedeutendste Stütze der Großmachtstellung Basels in der Geschichte des deutschen Buchdrucks und Buchhandels.
Wie in Basel die Blüte der jungen Universität (1460 bis 1500) mit den vielversprechenden Anfängen der Buchdruckerkunst zusammenfiel, so standen auch in keiner andern deutschen Stadt den Verlegern eine solche Fülle von hervorragenden Gelehrten und Künstlern zur Seite, so haben sich nirgends anderswo so freudig die höchste geistige Bildung (Erasmus) und darstellende Kunst (Hans Holbein) mit dem Buchdruck zur Herstellung von Druckwerken vereinigt, deren Korrektheit und äußere Ausstattung noch heute als mustergültig dastehen. Wer schöne und korrekte Bücher haben wollte, wandte sich aus ganz Europa nach Basel. Wie Thomas Morus zu Anfang der 16. Jahrhunderts eine dortige Offizin zur Herstellung seiner Schriften wählte, so beabsichtigte gegen dessen Ende die römische Kurie dort drucken zu lassen, weil die italienischen
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/059&oldid=- (Version vom 1.8.2018)