für das meißener Bistum beschäftigt, als die Pest in Leipzig ausbrach, die ihn mit seiner Druckerei nach Freiberg trieb, wo er den Druck vollendete. Die beiden hervorragendsten und merkwürdigsten Erzeugnisse der Kachelofenschen Presse sind dieses Missale, die Glanzleistung unter sämtlichen leipziger Inkunabeln, welche durch ihre Initialen und Noten, sowie die Schönheit und Sauberkeit des Drucks den Vergleich mit den besten süddeutschen derartigen Werken aushält, und ferner das kaufmännische Rechenbuch von Johann Widmann („Behende vnd hübsche Rechnung auf allen kauffmanschafft“) aus dem Jahre 1489, welches zum ersten mal im deutschen Buchdruck nicht allein die arabischen Ziffern verwendet, sondern auch im Druck überhaupt die bekannten Rechenzeichen für plus und minus (+ und -) gebraucht.
Kachelofen war ein angesehener Bürger, welcher allgemeines Vertrauen genoß, verschiedene städtische Ehrenämter bekleidete und sich auch des Wohlwollens des Kurfürsten von Sachsen erfreute. Er hatte sich nämlich bei diesem beschwert, daß der Bischof von Cammin einen mit ihm für den Druck von 100 Missalen abgeschlossenen Vertrag nicht gehalten und ihm (Kachelofen) durch seine Kontraktbrüchigkeit viel unnütze Kosten für Papier, Pergament und sonstige Anschaffungen verursacht habe. Der Kurfürst bat infolge dieser Klage den Herzog von Pommern, den Bischof zu veranlassen, daß er seinen Teil des Vertrags gutwillig erfüllte, „damit der arm man nit zu weiterm schaden geführet werde“. Kachelofens Thätigkeit in Leipzig ist noch bis zum Jahre 1516 nachweisbar, obgleich er schon um 1500 den größten Teil seines Geschäfts seinem Schwiegersohn Melchior Lotter übergeben hatte. Die offene Kramkammer, welche er unter dem Rathause besaß, scheint er noch länger beibehalten zu haben. Von Hause aus vermutlich Kaufmann, trieb er sein Warengeschäft neben seiner buchhändlerischen Thätigkeit immer noch fort, eine Erscheinung, die nicht vereinzelt dasteht. Mancher Kaufmann verkaufte nebenher auch Bücher – das Buch war eine Handelsware, wie jede andere – und mancher Buchhändler befaßte sich nebenher mit Handels- und andern Geschäften. Kachelofens Schwiegersohn Melchior Lotter betrieb neben seinem Druckereigeschäft zugleich Weinschank und Gastwirtschaft. Von leipziger Kaufleuten handelten beispielsweise auch mit Büchern 1514 Hans Binder, 1523 Andreas Hornung, 1544 Matthes Klein, in den dreißiger und vierziger Jahren Sebastian Reusch. Dagegen betrieb z. B. wiederum
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/083&oldid=- (Version vom 1.8.2018)