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in den Jahren 1484 bis 1489 zwei leipziger Drucker nachweisen: Markus Brandis und Moritz Brandis. Sie scheinen Brüder oder wenigstens Verwandte gewesen zu sein und einer aus der Nähe von Leipzig stammenden, auch sonst weit verbreiteten Buchdruckerfamilie angehört zu haben. Ein Lukas Brandis aus Delitzsch druckte von 1473 bis 1475 in Merseburg, ein Lukas Brandis von Schaß (?), mit jenem vielleicht identisch, von 1475 bis 1499 in Lübeck, ein Matthäus Brandis 1486 ebenfalls in Lübeck. Von den beiden in Leipzig thätigen Brandis ist über Markus sonst nicht das mindeste bekannt. Er scheint Gewerbe im Umherziehen betrieben zu haben, denn er taucht 1498 und 1501 in Leipzig wieder mit einigen Drucken auf, und Panzer nennt aus den Jahren 1484 bis 1487 außer dem oben erwähnten Buche noch drei Drucke von ihm. Moritz Brandis ist jedenfalls der erste, welcher urkundlich als gewerbsmäßiger Drucker in Leipzig vorkommt. Nur sechs weitere Drucke sind noch von ihm bekannt; der letzte ist ein „Sachsenspiegel“, den er in Gemeinschaft mit dem magdeburger Buchführer Johann Lorr und einem M. Christophorus Kupper herstellte. Aber er war mit Schulden überlastet; sein ganzes Hab und Gut wurde „mit rechtlichem Kummer besetzt“ (d. h. mit Beschlag belegt), und nur mit richterlicher Hilfe vermochten Lorr und Kupper zu ihren Sachsenspiegeln zu kommen. Diese Überschuldung, wie es scheint auch eine Einladung des Erzbischofs Ernst von Magdeburg, veranlaßten Brandis nach Magdeburg überzusiedeln, wo er von 1491 bis 1504 druckte.[1]

Konrad (Kunz) Kachelofen aus Wartberg, leipziger Bürger seit 1476, ist während des 15. Jahrhunderts Leipzigs bedeutendster und erster seßhafter Drucker. Man kennt von ihm etwa 50 Drucke, welche größtenteils seinen Namen tragen. Sein erster datierter Druck ist von 1485. Er muß sich langsam in die Höhe gearbeitet haben. Während der achtziger Jahre läßt sich nur eine einzige unbedeutende kleine Type bei ihm nachweisen; in den Jahren 1490 und 1491 braucht er bereits eine etwas bessere daneben, 1495 aber war seine Druckerei nach allen Seiten hin gut assortiert. Er druckte namentlich theologische und liturgische Bücher, einzelne mathematische und medizinische Schriften, daneben auch Lehr- und Unterrichtslitteratur. Den Höhepunkt seiner Thätigkeit bezeichnet das Jahr 1494, in welchem er allein zehn mit seiner Firma versehene Werke lieferte. Im Jahre 1495 war er mit Herstellung eines Missale


Fußnoten

  1. Wustmann, G., Die Anfänge des leipziger Bücherwesens. Leipzig 1879, wonach auch das Zunächstfolgende.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/082&oldid=- (Version vom 1.8.2018)