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geboren 1500. Er übernahm die Druckerei Heinrich Öttingers und druckte, 1530 bis 1560, reformatorische, meist niederdeutsche Litteratur. Christian Rödinger (Rodius) dagegen druckte nur wenige theologische Schriften; sein erster datierter Druck ist von 1545. Auf Veranlassung Albert Rolevinks zog er 1553 oder 1554 nach Jena.

Bemerkenswert ist noch, daß von 1529 bis 1562 aus Magdeburg eine ganze Reihe dänischer Drucke hervorging, teilweise hergestellt auf Bestellung von Buchbindern oder Buchführern in Rostock und Lübeck. Daneben nahm der magdeburger Verlag dadurch eine charakteristische Richtung an, daß eine Anzahl von Gegnern des Augsburger Interims, Anhänger der strengsten lutherischen Orthodoxie, sich in Magdeburg sammelte; neben dem schon genannten Nikol. Amsdorff: Matthias Flacius Illyricus, Nikolaus Gallus aus Regensburg u. a.

Die Buchführer in Magdeburg waren kleine, arme Leute, die sich durch Hausieren und Feilhalten von Flugschriften ihr Brot, nicht selten unter Gefahr und Verfolgungen, zu verdienen suchten. Der einzige hervorragende war der schon im 15. Jahrhundert vorkommende Hans Lor, Lorr oder Lorer, der sich bereits 1490 als an dem Verlage des Moritz Brandisschen „Sachsenspiegels“ beteiligt erweist und 1517 bei Melchior Lotter in Leipzig ein „Missale“ der Brandenburgischen Diöcese drucken ließ.[1]

13. Tübingens[2]

erster Buchdrucker war Johannes Otmar (Othmar, Ottmar) aus Reutlingen, in welcher Stadt er auch seit 1482 als erster gedruckt hat. Auf Veranlassung des Lektors des Franziskanerklosters, Paul Scriptoris, in Tübingen siedelte er gegen Ende des Jahres 1497 dahin über. Zu den gelehrten Druckern zählend, war er auch meist sein eigener Korrektor. Außer für sich selbst – meist theologische Werke – druckte er auch für den ersten tübinger reinen Verleger, Friedrich Meyenberger. Otmar blieb bis 1501 in Tübingen, siedelte aber dann nach Augsburg über, wo er noch von 1502 bis 1514 thätig war. Ihm folgte der bedeutendste unter den tübinger Buchdruckern: Thomas Anshelm aus Baden-Baden. Einen vereinzelten Druck hatte er aller Wahrscheinlichkeit nach schon 1488 in Straßburg geliefert, war dann von 1500 bis zum März 1511 Buchdrucker und Buchhändler in Pforzheim, von wo er – vermutlich durch Johann Reuchlin veranlaßt – nach Tübingen ging. Gefördert durch den


Fußnoten

  1. Kirchhoff, Beiträge. I, 143.
  2. Roth, R., Das Büchergewerbe in Tübingen vom Jahr 1500 bis 1800. Tübingen 1880. – Steiff, K., Der erste Buchdruck in Tübingen (1498–1534). Tübingen 1881.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)