Zum Inhalt springen

Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 02.djvu/108

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bis 1552; die beiden Peter Seitz, 1536 bis 1578; Hans, Zacharias und Johann Krafft (Crato), 1549 bis 1615, deren erster auch Melanchthons Werke druckte.

Der Verlagsbuchhandel Wittenbergs blieb fast zwei Jahrhunderte hindurch ein sehr bedeutender und überragte bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts den leipziger wesentlich. Er fand in der stark besuchten Universität, der Vormauer des Luthertums, und anfänglich in dem Bibeldruck eine kräftige Stütze. Zu Lebzeiten Luthers waren der Goldschmied Christian Döring, der berühmte Maler Lukas Cranach, die Buchführer Bartel Vogel, Christoph Schramm und Moritz Goltz seine Koryphäen, am Schlusse des 16. Jahrhunderts Samuel Seelfisch und die Familie Schürer.

Es würde zu weit führen, wenn die Ausbreitung der Kunst in der gleichen eingehenden Weise geschildert werden sollte; es genügt, wenn die

kleinern Druckstätten

in chronologischer Reihenfolge kursorisch behandelt werden. Schon im Jahre 1471 fand die Buchdruckerkunst in Speyer[1] Eingang. Es ist nicht festgestellt, aus welcher Presse der erste Druck, die „Postilla Scholastica super Apocalypsim et super Cantica Canticorum“, hervorgegangen ist: ob aus der des 1477 mit seiner Firma auftretenden Peter Drach, ob aus der des erst später genannten Konrad Hist, oder gar aus der eines dritten Typographen. Peter Drachs des Ältern Thätigkeit scheint nur bis zum Jahre 1480 gereicht zu haben; in den folgenden Jahren wenigstens zeigt sich wiederholt Peter Drach der Jüngere auf Druckwerken an, der bis zum Jahre 1517 eine beachtenswerte Wirksamkeit entfaltete und seine geschäftlichen Verbindungen bis auf die leipziger Messe erstreckte. Diese buchhändlerische Thätigkeit dokumentiert sich auch darin, daß die Drachsche Offizin, welche von verschiedenen Diöcesen mit dem Druck von Breviarien und Meßbüchern betraut wurde, das schönste derselben, das prachtvolle „Missale Olomucense“ von 1488, bei Johann Sensenschmied in Bamberg herstellen ließ und auch 1516 Johann Grüninger in Straßburg beschäftigte.

Der zweite Typograph zu Speyer, Konrad Hist, erscheint schon im Jahre 1483 gemeinschaftlich mit seinem Bruder Johann als Drucker


Fußnoten

  1. Vergl. G. Reichhart, Die Druckorte des 15. Jahrhunderts. Augsburg 1853.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_02.djvu/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)