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Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 03.djvu/041

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In Schleswig druckte der Hamburger Stephan Arndes 1486 das „Missale Sleswicense“. Er kam aus Perugia, wo er bereits mit Neumeister gearbeitet hatte, und ging über Lübeck nach Dänemark. Arndes war bis zu seinem 1519 erfolgten Tode einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Buchdrucker in Nordeuropa und muß auch Mittel besessen oder erworben haben, denn seine Drucke, namentlich jenes „Missale“, zeichnen sich vorteilhaft durch vortreffliche Typen, schöne Ausstattung und guten Geschmack aus.[1]

In Schweden druckte 1483 der aus Dänemark gekommene Johann Snell in Stockholm das erste Buch: „Dyalogus creaturarum moralizatus.“ Auf ihn folgte 1494 Johann Fabri mit dem „Breviarium Strengnense“, während Fabri’s Witwe 1496 das „Breviarium Upsaliense“ vollendete. Von da an tritt eine Unterbrechung von 50 Jahren ein, während welcher sich in Schweden von der Kunst keine Spur zeigt. Erst von der Mitte des 16. Jahrhunderts an faßte sie dort festen Fuß.[2]

In beiden Ländern ward also anfangs fast ausschließlich für die Zwecke der Schule und Kirche gedruckt. Diese sind ihrer Natur nach zur Befriedigung ihrer litterarischen Bedürfnisse auf die Heimat, auf die nächste und billigste Gelegenheit angewiesen. Für die gelehrten Studien dagegen war der heimische Markt noch zu eng und zu abgeschlossen, dessen Kaufkraft zu schwach, als daß selbständig Drucke auf wissenschaftlichem Gebiete mit einiger Aussicht auf Erfolg hätten unternommen werden können. Man muß sich deshalb auch hüten, aus jener beschränkten Druckerthätigkeit Schlüsse auf den damaligen Bildungsstand Dänemarks und Schwedens zu ziehen. Ihre gebildeten Söhne gingen damals gern nach Italien, Paris und Deutschland – Shakspeare läßt sogar Hamlet in Wittenberg studieren – und kauften sich teils dort an der Quelle die Bücher, deren sie für ihre Studien bedurften, teils führten deutsche Buchhändler sie ihnen zu; wittenberger Buchhändler besuchten wenigstens in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts fast alljährlich den kopenhagener Markt.

Ganz zu übergehen ist übrigens Ungarn, das sich ebenfalls einer Inkunabelnzeit rühmt und seine litterarischen Verdienste im Jahre 1879 durch einen vortrefflich gedruckten und ausgestatteten Katalog von 751 Seiten in groß Oktav[3] darzulegen gesucht hat. Aber sonderbar berührt es, wenn die Verfasser jenes Katalogs zu diesem Behufe selbst die Titel der zuerst mit ungarischem Gelde gedruckten lateinischen und


Fußnoten

  1. Nyrop, C., Bidrag til den danske Boghandels Historie. Kopenhagen 1870. I, 59–66.
  2. Lorck a. a. O. I, S. 75, und Falkenstein a. a. O. S. 298.
  3. Szabò, K., Régi Magyar könyntár az 1531–1711. Budapest 1879. S. 1–11.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_03.djvu/041&oldid=- (Version vom 1.8.2018)