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Schönschreiber oft in Gemeinschaft, oft wieder selbständig Typen für eigenen Gebrauch, legten eine Druckerei und einen Buchhandel an; das zweite Kapitel brachte ja schon zerstreut Nachweise dafür. Der dortige Goldschmied Georg Husner, dessen Schwiegervater Nikolaus von Honau gleichfalls „Aurifaber“ und „Pressor librorum“ war, wurde Drucker und Verleger und redet im Jahre 1473 von seinen „Literae aere exculptae“.[1] Der später so berühmt gewordene Buchhändler Johann Rynmann wird im Jahre 1475 in den augsburger Steuerlisten als Goldschmied angeführt, während er erst 20 Jahre später, 1495, als Buchführer besteuert ward. Die städtische Behörde nahm also erst Kenntnis von seinem anderweitigen Geschäftsbetrieb, als die Goldschmiedekunst auch äußerlich in den Hintergrund seiner Thätigkeit getreten war. Rynmann muß teils neben-, teils hintereinander Goldschmied, Schriftgießer, Buchdrucker und Buchhändler gewesen sein.

In andern Ländern war es nicht anders. Des Aldus Manutius Schriftgießer, oder wenigstens der Hersteller der nach dem Verleger genannten Kursivschrift, Franz Raibolini oder auch Franz von Bologna genannt, war der bedeutendste Goldschmied des damaligen Italien. Neumeister verdankte seine Typen dem Goldschmied Emilio Orsini in Foligno. Ziemlich zu derselben Zeit blühte als solcher Bernardo Cennini in Florenz, der mit seinem Sohne Dominicus schöne Schriften schnitt und goß. In einem 1561 dem französischen Goldschmied Duvet in Lyon verliehenen königlichen Privilegium heißt es noch: „Duvet maistre orfèvre a portraict et figuré en table de cuyvre et caractères pour imprimer ce volume.“[2]

Mit der zunehmenden Zahl der Druckereien wurde die Nachfrage nach den verschiedensten Gattungen von Typen immer größer, sodaß es sich nunmehr der Mühe lohnte, den Guß derselben als selbständiges Geschäft zu betreiben. Ihr Verkauf an sich kam anfänglich sogar verhältnismäßig öfter vor als später, weil die Schriften vielfach, samt den mit ihnen hergestellten Büchern, das Eigentum der Beschützer der Drucker oder der Verleger und Auftraggeber wurden. So ist mit den Typen der Gutenbergschen Ablaßbriefe kein Buch mehr gedruckt worden, weil sie in den Besitz des Bestellers übergingen[3]; so druckten Schweinheim und Pannartz mit andern Lettern in Rom, als in Subiaco, die ersten pariser deutschen Drucker Kranz, Freiburger und Gering mit andern


Fußnoten

  1. Schmidt, C., Zur Geschichte der ältesten Bibliotheken in Straßburg. S. 77, 89 u. 105. – Mayer, Ant., Wiens Buchdruckergeschichte. I, 144.
  2. Didot, F., Alde Manuce. S. 163, und Kirchhoff a. a. O. I, 18.
  3. Faulmann, K., Illustrirte Geschichte der Buchdruckerkunst. Wien 1882. S. 90.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/005&oldid=- (Version vom 1.8.2018)