Ulm, Nürnberg und Köln stehen hier in erster Linie. Die kleine Reichsstadt Hagenau im Elsaß gehört, weil sie, wie bereits im ersten Kapitel erzählt wurde, von alters her der Sitz berühmter Schreibstuben und Schreiber war, zu den ältesten Stätten der Buchdruckerkunst und zog selbst noch 1518 einen so bedeutenden Drucker und Verleger, wie Thomas Anshelm aus der Universitätsstadt Tübingen an.
So kam es denn auch, daß die Volkssprache anfangs noch nicht zwischen Schreibern und Druckern zu unterscheiden wußte, zumal sich auch die Drucker selbst über diesen Unterschied nicht klar waren, oder ihn nicht hervortreten lassen wollten. In den ältesten Preßerzeugnissen wird die alte Thätigkeit des Schreibens noch vielfach für den neuen Begriff Drucken gebraucht. So sagt der Drucker Peter Adam in der Schlußschrift zu des Angelus Aretinus’ „Tractatus de Criminibus seu de Maleficiis“, welche er 1472 in Mantua herausgab: „Petrus Adam Mantue opus hoc impressit in urbe Illic nullus eo scripserat aere prius.“ Noch deutlicher tritt diese unwillkürliche oder absichtliche Verwechselung im Schlußwort zu einer der ältesten Ausgaben des Petrarca’schen „Triumphs Amors“ hervor, wo es heißt: „Magister Joannes Petri de Maguntia scripsit hoc opus die XXII Februarii“ (1472). In demselben Jahre gebrauchte derselbe Mainzer (12. November 1472) dasselbe Wort „scripsit“ statt „excudit“ im Kolophon zum „Philocolo“ von Florenz. Auch Kranz, Freiburger und Gering wandten, als sie noch in der Sorbonne druckten, höchst wahrscheinlich im Jahre 1473, die kalligraphischen Ausdrücke auf den Druck an. In der Schlußschrift zu der „Legenda Aurea“ sagen sie: „pulchre transcripta per nos impressoriae artis magistros“ (statt impressa). Überhaupt wird in etwa einem Dutzend Schlußworte aus dem 15. Jahrhundert der Druck mit „scribere“, „transcribere“ und „exscribere“ bezeichnet.[1]
Übrigens wird die von den verschiedensten Seiten, namentlich einem so bedeutenden Forscher wie A. Kirchhoff, aufgestellte Vermutung, daß die ersten Druckereibesitzer aus den Schreibern hervorgegangen seien, unter anderm auch durch die augsburger Steuerbücher zur vollsten Gewißheit erhoben. Es sind dieselben von den Jahren 1346 bis 1717 für jeden Jahrgang sauber auf Pergament geschrieben und wohlgeordnet im dortigen städtischen Archiv aufbewahrt. Je nach Straßen und Straßennummern
Fußnoten
- ↑ Madden, I. P. A., Lettres d’un Bibliographe. V, 204 u. 205. 214 u. 215.
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/008&oldid=- (Version vom 1.8.2018)