Hans fünf Exemplare der „Summa Theologiae“ oder „Pantheologia“ in einer zweibändigen Ausgabe (offenbar der schönen Sensenschmid-Keferschen, 1473 in Nürnberg erschienenen) verkaufte. Der Händler mit österreichisch geschriebenem Namen wird zwar nicht ausdrücklich als Buchführer bezeichnet und ebenso wenig findet sich Aufschluß darüber, wie die betreffende Urkunde ins augsburger Stadtarchiv geraten ist, wo sie der Verfasser entdeckte und abschrieb; allein es läßt sich wohl kaum daran zweifeln, daß Türkhl ein wiener, und dabei sehr gewandter Buchhändler war. Man hat es hier wenigstens mit einem Manne zu thun, welcher bei einem Zeitgeschäft sowohl sich, als auch seinen Käufer sicherzustellen und diesen, der offenbar keine genügenden Barmittel hatte, auch für die Zukunft an sich zu binden weiß. Türkhl bescheinigt also in der vorliegenden Urkunde (s. Anhang Nr. IV) in Gegenwart eines Zeugen und unter Siegel, daß er dem genannten Hans fünf Exemplare des ersten Bandes der „Pantheologia“ verkauft und von ihm bis auf drei ungarische Gulden Zahlung dafür erhalten hat. Zugleich aber verpflichtet er sich, ihm die restierenden fünf Exemplare des zweiten Bandes bis spätestens zu nächstem Martini (also vom 11. August, dem Tage des Abschlusses, an in drei Monaten) zu liefern. Sollte das aber nicht geschehen, so möge Hans die ersten fünf Bände wieder verkaufen, um sich für sein an Türkhl gezahltes Geld und etwa erlittenen Schaden bezahlt zu machen.
Der Buchführer bezog nun von einem oder von verschiedenen Druckern seine Ware und handelte damit auf eigenen Gewinn und Verlust, oder er vermietete ihnen seine Dienste und arbeitete auf Kosten und Gefahr seiner Auftraggeber. Er war den Druckern besonders dadurch wichtig und unentbehrlich, daß er, selbst mit ungeschlachten Folianten das ganze Land durchziehend, den Geschmack und die litterarischen Bedürfnisse der verschiedenen Gegenden erforschte, das Lesebedürfnis durch Vorzeigung und Anpreisung seiner Bücher weckte oder sich auch an einem ihm günstig erscheinenden Orte niederließ, wodurch er natürlich auch zur Ausbreitung des Buchhandels wesentlich beitrug. Den ältesten beglaubigten Spuren des Hausierhandels begegnet man, wenn nicht Ende der sechziger, so doch zu Anfang der siebziger Jahre des 15. Jahrhunderts. Es sind nämlich noch etwa acht der schon früher erwähnten von deutschen Verlegern ausgegangenen Bücheranzeigen oder vielmehr Prospekte erhalten, darunter
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/013&oldid=- (Version vom 1.8.2018)