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besser geeignet, als die andere, hatte z. B. passendere Schriften, tüchtigere Setzer oder Korrektoren, oder eine günstigere Lage. Sodann kostete die Errichtung einer neuen gut ausgestatteten Druckerei viel Geld, weshalb kleine Kapitalisten gegenüber den ältern Offizinen nur schwer oder gar nicht aufkommen konnten und sich lieber auf den Verlag beschränkten. Was im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts zur stehenden Praxis wurde, das prägt sich schon gegen Ende des 15. in seinen ersten Ansätzen aus und verdient deshalb besonders hervorgehoben zu werden.

Natürlich kommen hier diejenigen Drucke nicht in Betracht, welche Privatpersonen für bestimmte Zwecke bei bedeutenden Druckern bestellten. Solche Aufträge kommen schon in den ersten Zeiten vor. Fust und Schöffer druckten ihr „Psalterium“ für zwei mainzer Klöster und außerdem Breviarien und Missale für Mainz, Meißen und Breslau. Erhard Ratdolt in Augsburg[1] druckte, von 1486 oder 1487 an, Breviarien und andere kirchliche Bücher für die Bischöfe von Augsburg, Konstanz und Passau, Johann Neumeister, wie schon im dritten Kapitel erwähnt, 1487 in Lyon ein Missale für den Kardinal Karl von Bourbon, 1488 für den Erzbischof von Vienne ein Breviarium.[2] Die Abtei Monserrate von der neuen Kongregation der Benediktiner von St. Benito von Valladolid nahm sogar einen Drucker förmlich in ihren Dienst. Sie ließ schon im Mai 1498 nicht weniger als 18000 Indulgenzbriefe bei Johann Luschner in Barcelona drucken. Ende Mai kam derselbe mit Udalrich Belch von Ulm selbst nach der Abtei, wo er zufolge eines Übereinkommens vom 7. Januar 1499 sich verpflichtete, so viele Breviarien und überhaupt Bücher zu drucken, als Prior und Konvent verlangen würden; letzterer hatte das Papier und die nötigen Materialien auf seine Kosten anzuschaffen, für Speise, Trank und Arbeitslöhne zu sorgen, die Druckerschwärze zu bezahlen und Luschner, sowie dessen Frau und Kind, freies Quartier in dem Kastell von Otea einzuräumen. Dagegen versprach Luschner, die nötigen Utensilien, Lettern, Presse u. s. w. herzustellen. Für seine Arbeit sollte er monatlich 4 ½ Dukaten erhalten. Nach Abschluß dieses Vertrags begann der Druck am 4. Februar 1499 und lieferte bis zum 30. April 1500, also in einem Zeitraum von 15 Monaten 1020 Breviarien auf Pergament, 398 auf Papier, 1012 Missale auf Pergament, 128 auf Papier, 800 „Regulae“, 600 „Vitae Christi“, 800 „De spiritualibus ascensionibus“, 800 „Instructio noviciorum“ und


Fußnoten

  1. Meyer, C., Die Buchdruckerkunst in Augsburg. Augsburg 1840. S. 20.
  2. Claudin, A., Origines de l’Imprimerie à Albe. S. 72 fg.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/019&oldid=- (Version vom 1.8.2018)