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Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 05.djvu/020

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800 „Parvum bonum“.[1] Diese Beispiele reichen hin, um einen Geschäftszweig näher zu beleuchten, der zwar mit dem Buchhandel nichts zu thun hat, jedoch den Anfang der heutigen sogenannten Accidenzarbeit bildet.

Bedeutsamer für die Geschichte des Buchhandels ist dagegen der Nachweis, daß sich, wie oben schon angedeutet, bereits im 15. Jahrhundert ein selbständiger Verlegerstand neben den Buchdruckern zu bilden begann. So veranstaltete der ofener Bürger und Buchhändler Theobald Feger auf seine Kosten 1488 bei Erhard Ratdolt in Augsburg einen Abdruck der Ungarischen Chronik des Johann von Thwroz.[2] Man hat neuerdings zwar die Behauptung aufgestellt, daß Feger ein wohlhabender Privatmann und Bücherliebhaber gewesen sei, also auch nicht in diese Kategorie gehöre; indessen nennt ihn Denis in seiner Wiener Buchdruckergeschichte, S. XVII, ausdrücklich einen Buchhändler und führt zum Beweise dessen zwei 1494 in Wien für Feger gedruckte Schriften an, auf deren Titel es heißt: „Impressae cura et expensis Theob. Feger, librarii et concivis Budensis.“ Auch in der Abrechnung, welche die Interessenten an der Schedelschen Chronik am 22. Juni 1509 in Nürnberg aufstellten, wird Feger als ofener Buchhändler genannt. Der in der Sorbonne thätige G. Wolff aus Baden vollendete für die pariser Buchhändler Philipp Pigouchet und Engelbert von Marneff am 20. Oktober 1492 den Druck des „Terentius cum commentario Guidonis Juvenalis“.[3] Der seit 1489 in Paris selbständig arbeitende Drucker Wolfgang Hopyl druckte 1493 für den londoner Buchhändler Nikolaus Lecomte[4]; der pariser Buchhändler Jean Petit (Klein aus Ulm?), der übrigens 1496 auch selbst eine Druckerei errichtet hatte, beschäftigte die Pressen von nicht weniger als 15 Druckereien. Diese Angabe des sonst wenig zuverlässigen La Caille dürfte kaum übertrieben sein, da Petit in fast allen pariser Offizinen, zum Teil sogar Conto à meta drucken ließ. So viel steht unbedingt fest, daß Petit seiner Zeit der bedeutendste Verleger in Paris war und sogar einem Mann wie Johann Froben als Vorbild diente. Nikolaus Luppi (auf Deutsch N. Wolf) aus Lutter am Barenberge war von 1492 bis 1512 Schriftgießer und Drucker in Lyon. In letzterer Eigenschaft arbeitete er während des letzten Jahrzehnts des 15. Jahrhunderts und bis 1505 für den Buchhändler und frühern Buchbinder Stephan Gueynard.[5] Daß auch Anton Koberger vom Anfang seiner Thätigkeit an verschiedene andere Druckereien


Fußnoten

  1. van der Linde a. a. O. S. 94, dem Mendez’ „Typographia Española“, S. 348–368, als Quelle gedient hat.
  2. Archiv, B. IV, Aufsatz von Fr. Teutsch: „Deutscher Buchhandel in Siebenbürgen“. S. 12–25.
  3. Madden a. a. O. V, 244.
  4. Daselbst S. 252.
  5. Claudin a. a. O. S. 67.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/020&oldid=- (Version vom 1.8.2018)