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de Panigarolle“, „Geschichte unserer Zeit“ und „Rede über den Staat“ zu drucken oder drucken zu lassen. Es stützte sich dieser Vertrag auf die Statuen einer dieser Vereinigung ziemlich ähnlichen, im Jahre 1586 in Paris gegründeten „Compagnie dite de la Grande Nave“, welche den Druck der Kirchenväter als ihren ausschließlichen Zweck ins Auge gefaßt und die Gebrüder Mettayer zu Druckern gehabt hatte. Die Verwaltung jener neuen Gesellschaft wechselte alle zwei Monate unter den Mitgliedern. Der jeweilige Verwalter hatte die Papiervorräte zu überwachen und den Druckern am Samstag für die folgende Woche einzuhändigen, die gedruckten Bogen an sich zu nehmen und zu zählen. Er mußte ferner zweimal in der Woche zwei Stunden lang im Bureau der Gesellschaft anwesend sein, dort die von den Sortimentern bestellten Bücher ausliefern und deren Quittungen in Empfang nehmen. Das Kapital der Gesellschaft war in sechs gleiche Teile geteilt; Du Molin und Guillemot aber hatten zusammen nur ein Sechstel, also jeder von ihnen nur ein Zwölftel Anteil. Die Einlage erfolgte seitens des einen in Papier, seitens der andern in barem Geld, oder auch in bereits gedruckten Büchern. Das ganze in dieser Weise eingeschossene Kapital belief sich auf 445 Frankenthaler in Gold, also etwa 9000 bis 10000 Franken heutigen Geldes. Die Geschäftsbücher der Gesellschaft durften unter keinem Vorwand aus dem Geschäftshause entfernt, sondern mußten mit den Wechseln und Wertpapieren sorgsam verschlossen gehalten werden. Die Gesellschafter machten übrigens gute Geschäfte und erwarben sich einen vorteilhaften Ruf.[1] Es ist (im Vorbeigehen bemerkt) eine interessante Thatsache, daß einer von ihnen, George de Robet, nicht schreiben konnte und sich bei Unterzeichnung des Aktes mit einem Kreuzeszeichen helfen mußte.

Im Anfang der Ausübung der Buchdruckerkunst war der Buchladen nur ein Mittel der Verleger, ausschließlich den Einzelverkauf ihrer eigenen Verlagsartikel zu fördern. Sie behandelten den Sortimentshandel als ein Anhängsel und hielten höchstens, nach Gelegenheit und Bedürfnis, außer ihrem eigenen Lager zugleich ein solches für gangbare, nicht selbst verlegte Werke, beziehungsweise solche, die sie – wie das Beispiel von „Pantzschmanns Buchhandel“ zeigt – im Interesse des Absatzes ihres eigenen Verlags „um Andere“ (nämlich ihre eigenen) hatten annehmen müssen. Am klarsten tritt dieses Verhältnis in Straßburg hervor. Hier werden bereits 1408 die zum Münster führenden Stufen (Greden) als


Fußnoten

  1. Giraudet, E., Une Association d’Imprimeurs et de Libraires à Tours. Tours 1877. S. 20 u. 50.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/035&oldid=- (Version vom 1.8.2018)