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Oporin betrieben z. B. hier zugleich den Sortimentsbuchhandel; bezüglich des letztern schreibt 1543 Nikolaus Buffer an Beatus Rhenanus, daß er ein 1541 gedrucktes Buch („Pasquillus exstaticus“) bei keinem Buchhändler gefunden habe, selbst nicht bei Oporin, bei welchem er selbst gewesen sei. Der Grund dieser bevorzugtern Stellung der Druckereibesitzer war wohl der, daß sie damals vielfach aus den Gelehrtenkreisen hervorgingen, der Buchhandel dagegen, in der sich zunächst vorwiegend bemerklich machenden Betriebsform der kleinern Buchführer, in dem Hausierhandel, keine höhern Kenntnisse und keine größern Mittel erforderte, als andere untergeordnete kaufmännische Geschäfte, von denen er sogar noch nicht einmal streng geschieden war. Thomas Platter erzählt in seiner naiven Weise, daß er 1534 in Basel Drucker geworden sei, „da ich gsach, wie Herwagius und andere Truckerherren eine gütte sach hatten mit wenig Arbeit groß gut gewunnent“! Er fand auch einen Gesellschafter mit einer reichen Frau, welche wünschte eine Druckersfrau zu sein, da sie sehe, eine wie große Pracht die Druckerfrauen entfalteten. Bald genug wollte sie freilich Verlegerfrau sein und mit der „Sudlerei“, wie sie sagte, „nit mer umbgan“; die überhandnehmende zünftlerische Überhebung und Unverschämtheit der Gesellen mochte ihr wohl nicht anstehen. „Da hatt ich biecher auch feill, aber ich gewan daran nit vill.“[1] Diejenigen Handlungen aber, die ausschließlich Sortimenter waren, werden selten namhaft gemacht, in den baseler Quellen überhaupt gar keine. Und doch müssen in einer so gewerbreichen und wissenschaftlich so regen Stadt die Sortimentshandlungen sogar schon früher vorhanden gewesen sein, als in andern Mittelpunkten des Buchhandels.

Die Verpackung der Bücher, welche überwiegend nur roh versandt wurden, erfolgte von Anfang an fast ausschließlich in Fässern. Diese gaben zwar zu beständigen Klagen Veranlassung, weil sie, nicht wasserdicht angefertigt, bei nassem Wetter das Papier der Beschädigung ganz oder teilweise aussetzten; allein sie konnten andererseits leichter auf- und abgeladen und bequem gerollt werden. Offenbar hatten die ersten und bedeutendsten Druckerstädte, Mainz, Köln, Straßburg und Basel, weil sie am Rhein lagen, die nächste Veranlassung zu dieser Art der Verpackung gegeben; aber auch solche Städte, wie Augsburg, Nürnberg und Ulm, pflegten sich, wenn sie nur irgend konnten, lieber der Fässer für den billigern Wassertransport zu bedienen. Nur ausnahmsweise kommen


Fußnoten

  1. Boos, H., Thomas und Felix Platter. Leipzig 1878. S. 88 u. 89; Kirchhoff, Beiträge. II, 20.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/038&oldid=- (Version vom 1.8.2018)