jedoch Koberger nicht entgegen, wenigstens ist nach 1488 keine weitere Keßler’sche Ausgabe bekannt.
Ungünstiger gestaltete sich natürlich das Verhältnis den Druckern gegenüber, welche keine derartige „Richtung“ (Vereinbarung) eingingen. Kobergers Ausgabe des Hugo war überhaupt die erste, zugleich eine sorgfältig von Amerbach kritisch bearbeitete. Hier hätte es sich also eventuell nicht um den kritiklosen Abdruck eines vielleicht schlechten Originals, wie ihn jeder beliebige Drucker herstellen konnte, gehandelt, sondern um den Raub geistiger Arbeit und des Ergebnisses von Forschungen, deren Quellen mit großen Kosten und Mühen aus den verschiedensten Klöstern und Städten zusammengebracht waren. Koberger hatte sich in seinen Befürchtungen nicht getäuscht; indessen sollten ihm diesmal Schaden und Verlust von einer Seite kommen, gegen welche er sich nicht vorgesehen hatte: von seinen eigenen Druckern nämlich, wie dies die Folge ergeben wird.
Überhaupt kann man sich von den Schwierigkeiten, mit welchen er von Anfang an fortwährend zu kämpfen hatte, heutzutage schwerlich einen nur annähernd richtigen Begriff machen. Es seien hier wenigstens die bedeutendsten kurz hervorgehoben. Da verhinderten zunächst die schlechten und unsichern Wege den regelmäßigen Verkehr zwischen Nürnberg und Basel, die Zahlungen gingen wegen der verschiedenen kleinen Kriege und Fehden nur unregelmäßig und meistens in schlechten Geldsorten ein, ja stockten zu Zeiten vollständig und machten es Koberger oft beim besten Willen unmöglich, seinen Verbindlichkeiten gegen Amerbach pünktlich nachzukommen. Das Papier entsprach vielfach nicht den gesandten Proben, oder wurde in ungenügenden Quantitäten geliefert, sodaß manchmal monatelange Stockungen im Druck eintraten. Amerbach und Petri sorgten nur ungenügend für gute Verpackung; schlechte Fässer, die sie verwandten, veranlaßten bei ungünstigem Wetter die Durchnässung ganzer Sendungen, ja, ließen diese zu Makulatur werden.
In erster Linie aber handelte es sich bei der Herstellung einer möglichst korrekten Ausgabe um die Beschaffung guter Handschriften (Exemplaria), welche meistens mit größter Mühe aus Städten, wie Köln und Lübeck, oder aus Klöstern, wie Heilsbronn (bei Ansbach), Maulbronn u. a., entliehen werden mußten. So zeigt Koberger am 27. April 1495 Amerbach an, daß er ihm durch Ruprecht aus Basel in einem „Fäßlein“
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_05.djvu/082&oldid=- (Version vom 1.8.2018)