Führung; sie drücken hauptsächlich der zweiten Periode ihren Stempel auf. Die dritte, zeitlich kürzeste, aber inhaltlich vielleicht bedeutsamste, beginnt mit dem Reuchlinschen Streit gegen die kölner Dominikaner, und hat ihren geistigen Mittelpunkt in der Universität Erfurt. Diese letzte Periode endet mit der Reformation, etwa um das Jahr 1520, wo Wittenberg an Erfurts Stelle die geistige Führung Deutschlands übernimmt und die alten Kampfgenossen sich voneinander trennen. Ihre Hauptführer waren Hermann von dem Busche (1468 bis 1531) und Ulrich von Hutten (1488 bis 1523). So verschieden diese Strömungen nun auch sein mochten, sie trafen alle in demselben Streben, in der Hebung des geistigen Lebens zusammen. Wenn der Buchhandel anfangs vorzugsweise auf den engen Kreis der Klöster und einzelner Gelehrter beschränkt war, so bahnte das Wirken der Humanisten die Wege zu seiner größern Ausdehnung und zu seinem lebhaftern Betriebe. Durch den Drang nach Bildung wurde selbstredend auch das Verlangen nach Büchern geweckt und ihre Herstellung ein täglich tiefer gefühltes Bedürfnis. Zu kaum einer andern Zeit ist deshalb auch die Aufgabe des Buchhandels eine stolzere und verantwortlichere gewesen, als um die Wende des 15. und 16. Jahrhunderts. Es galt vor allem die alte klassische Litteratur der Menschheit neu zu erschließen, zunächst die besten ihrer noch erhaltenen Schätze ans Tageslicht zu fördern und durch den Druck wieder zum Gemeingut der gebildeten Welt zu machen. So rührten sich denn auch bald alle fleißigen Hände, und nicht allein in den verschiedenen Städten, sondern auch unter den einzelnen Ländern entfaltete sich ein reger Wetteifer, um den Nebenbuhler im friedlichen Kampfe zu überflügeln. Der Buchhandel fing an, eine internationale Bedeutung zu gewinnen und eine feste Grundlage zu erlangen, auf welcher er sich, unabhängig vom Zufall, methodisch weiter entwickeln konnte. Unter diesen Umständen war es denn auch nicht genug, daß die Verleger tüchtige Drucker und große Kaufleute waren; wenigstens die Führer unter ihnen mußten sich zum erfolgreichen Betrieb ihres Geschäfts eine so umfassende geistige Bildung zu eigen gemacht haben, daß sie die litterarischen Schätze der Vergangenheit selbst zu verstehen und zu würdigen vermochten. Solcher Verleger gab es damals viele, wie dies das zweite und dritte Kapitel dargelegt haben; und waren sie auch nicht selbst Gelehrte, so ließen sie es sich doch zum mindesten, wie auch schon früher gezeigt, keine Mühen und Kosten verdrießen,
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_06.djvu/003&oldid=- (Version vom 1.8.2018)