Erasmus: „Quidam Venetiis olim Aldo Manutio commentarios graecos in Euripidem et Sophoclem edere paranti dixit: Cave, cave hoc facias, ne barbari istis adjuti domi maneant et pauciores in Italiam ventilent.“ Dieser engherzige Geselle hatte allerdings Recht, denn die deutschen Humanisten und Studenten zogen fortan immer weniger über die Alpen, um an der bisherigen alleinigen Quelle der Bildung zu schöpfen. Wenn sie aber mit geringern Kosten und in größerer Zahl in der Heimat dieselben Ziele erreichen konnten, so verdankten sie eine so bedeutende Erleichterung vorzugsweise dem uneigennützigen Aldus. Mit gutem Recht wurde er also auch einer der angesehensten und populärsten Männer unter den deutschen Humanisten. Sie suchten seine Freundschaft, knüpften geschäftlich mit ihm an, fragten ihn um Rat und wurden nicht müde, ihm ihre Bewunderung in meist bombastischen Wendungen auszusprechen. Sie verherrlichten das Zeitalter, in welchem diese Ausgaben erschienen, waren stolz darauf, sie zu besitzen, priesen den Meister bewundernd als die Leuchte des Jahrhunderts und dankten ihm voller Hochachtung für ihre Fortschritte in den Wissenschaften, da diese ihnen nur durch ihn und seine Ausgaben ermöglicht worden seien. Konrad Celtis hatte bereits im Jahre 1498 mit Aldus Briefe gewechselt und am 3. Oktober 1498 von ihm eine Einleitung in das Studium der griechischen Sprache geschenkt erhalten, welche er zur größern Verbreitung derselben benutzen sollte. Zwei Jahre später feierte Celtis und der mit ihm in Wien lebende Humanist Vinzenz Longinus den gelehrten Drucker in Versen. Aldus dankte in einem an beide gerichteten Briefe vom 9. Juli 1501 und schenkte jedem von ihnen ein Exemplar seines Virgil, seines Horaz und seiner lateinischen Grammatik. „Wenn Ihr glaubt“, fährt er fort, „daß man bei Euch Absatz für meine Verlagsartikel finden kann, so setzt mich gefälligst davon in Kenntnis. Ich werde Euch dann die Zahl der Exemplare einsenden, welche Ihr mir angeben werdet.“ Zwei Monate später, am 3 September 1501, sandte Aldus das erste Blatt seiner damals beabsichtigten, aber später nicht ausgeführten Polyglotten-Bibel an Celtis und bat ihn um Mitteilung griechischer Handschriften, sowie um die Schlußverse der Ovidischen Fasten, weigerte sich aber Celtis’ Loblied auf Kaiser Maximilian zu drucken, da er die Gefahr nicht laufen könne, den von ihm besiegten Böhmen und Ungarn zu mißfallen, von deren Gelehrten
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 376. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_06.djvu/017&oldid=- (Version vom 1.8.2018)