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Handschriften den Text verschiedener Klassiker, wie des Terenz, Seneca und Plautus.[1] Auch brachte er für die beabsichtigte eigenen Ausgabe des letztern die Verse in Ordnung, wofür er nach seiner eigenen Angabe 20 Goldstücke erhielt. Aber gegen die Annahme, als habe er einfach als Korrektor in Aldus’ Druckerei gearbeitet, sucht er sich doch zu verwahren. Als der ältere Scaliger mit einem Anflug von Verachtung behauptete, Erasmus sei eben Korrektor bei Aldus gewesen, setze dieser bei Erwähnung jener Belohnung ausdrücklich hinzu, daß er für die Ausmerzung von bloßen Fehlern nichts erhalten habe, und ebenso entgegnete er später dem Fürsten von Carpi, der ihn gleichfalls durch die Benennung Korrektor herabzusetzen suchte, daß einer, der hauptsächlich für sein eigenes Werk thätig gewesen sei, doch nicht als Korrektor betrachtet werden könne.

Weiter besorgte Erasmus im Jahre 1507 die Textrecension der Aldinischen Ausgabe der „Moralia“ des Plutarch, und drei Jahre später (1512) druckte Aldus seine „Colloquia familiaria“.[2] Ebenso erschien im August 1515 bei diesem sein „Moriae Encomium“ (Lob der Narrheit).

Noch länger als mit Erasmus, ja am längsten unter allen Deutschen hat übrigens Aldus mit Johann Reuchlin in Verbindung gestanden. Es ist nur zu natürlich, daß der Begründer der griechischen Studien in Deutschland gern zu dem Manne in Beziehungen trat, welcher die sie fördernde Litteratur massenhaft verbreitete und eine griechische Akademie in Venedig ins Leben gerufen hatte. Der italienischen Verleger hatte schon im September 1498 die lateinische Rede gedruckt, welche der deutsche Gelehrte am 7. August desselben Jahres zu Gunsten des vom Papste seines Investiturrechts beraubten Pfalzgrafen Philipp vor Alexander VI. erfolgreich gehalten hatte. Seitdem blieben beide Männer in regelmäßigem, auch geschäftlichem Verkehr miteinander. Bei Bücherbestellungen – er bestellte unter anderm den Herodot, Valerius Maximus und Suidas – schickte Reuchlin in der Folge immer bares Geld ein; aber vielfach findet er die Bücher auch zu teuer. „Eins kann ich Dir nicht verhehlen“, schreibt er unter anderm 1502 an Aldus, „zeige Dich mir gegenüber nicht als Händler, sondern als Freund, damit ich mich nicht zu schämen brauche, für Deine Bücher, Dir, dem berühmten Kaufmann, mehr zahlen zu müssen als unsern kleinen Händlern. Denn Deine Konkurrenten geben mir das höhnisch zu verstehen.“


Fußnoten

  1. Schück, J., Aldus Manutius und seine Zeitgenossen in Italien und Deutschland. Berlin 1862. S. 82.
  2. Didot a. a. O. S. 331.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_06.djvu/020&oldid=- (Version vom 1.8.2018)