und andern Büchern die deutschen Messen bezog, oder ein Schweizer oder Deutscher, welcher die Bücher in Venedig kaufte und im Ausland mit ihnen spekulierte, das läßt sich nicht feststellen. Eine buchhändlerische Verbindung zwischen Venedig und Stuttgart gab es damals noch nicht, ebenso wenig noch drei Jahre später eine solche von erstgenannter Stadt nach Augsburg.
Dagegen bestand schon damals ein regelmäßiger kaufmännischer und Warenverkehr von Venedig nach Wien einerseits und von Venedig nach Augsburg und Nürnberg andererseits. Die Straße für jenen ging durch Krain, Kärnten und Steiermark nach Wien und führte für diesen über Verona, Trient, Bozen, Innsbruck und Füssen nach Augsburg und Nürnberg. Die Post wurde durch die „Ordinari“ (Postboten) vermittelt, welche an jedem Samstag Abend von Augsburg resp. Nürnberg nach Venedig abgingen und hier am darauffolgenden Samstag eintreffen mußten, während sie Venedig an jedem Freitag verließen und am nächstfolgenden Samstag Augsburg erreichen sollten; von hier gingen dann dieselben vereideten Boten nach Nürnberg. Die lebhafte venezianische Handelsstraße für das südwestliche Deutschland zog sich über Mailand nördlich in die Alpen, überschritt den St. Gotthard und teilte sich in Luzern in zwei Arme: nach Zürich und nach Basel. So erklärt es sich, daß die Aldinischen Drucke bis etwa zum Ende des ersten Viertels des 16. Jahrhunderts vorzugsweise in Wien, Augsburg, Nürnberg und Basel gefunden und gekauft, und erst später direkt nach Frankfurt auf die Messe gesandt wurden. Der Zeitpunkt hierfür hat sich bisher noch nicht genau feststellen lassen. Selbst für jene ersterwähnten Städte waren oft neue Zufuhren von Klassikern durch die langjährigen Kriege mit Venedig verhindert worden. „Der tägliche Zusammenstoß französischer und venezianischer Soldaten“, schreibt Mutianus Rufus an Urban, „hat die Engpässe der Alpen und die nach Italien führende rhätische Straße so völlig geschlossen, daß die schönen Wissenschaften, der Hilfe des Aldus beraubt, daniederliegen. Ich hatte schon gehofft, daß die nächsten frankfurter Messen unsern Studierenden ausgezeichnete Autoren bieten würden. O, der trügerischen Hoffnung; es gab nichts Neues! Allerorten sind die Buchläden mit juristischen Werken (wörtlich cum Bartolis) angefüllt. Der Mann ist selten oder gar nicht vorhanden, der die Früchte der unermüdlichen Thätigkeit des Manutius verkauft. Um die Schulen Deutschlands ist’s geschehen! Was gibt es denn noch außer
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_06.djvu/022&oldid=- (Version vom 1.8.2018)