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Absatz dieses Werkes nach seiner Ansicht Vermögen und Existenz der Frobenschen Kinder abhing. Er selbst aber hatte seine eigene Mühe und Arbeit fast umsonst dargebracht; wie er am 29. September 1528 schreibt, würde er für jeden Dritten eine so schwere Arbeit nicht um 2000 Gulden übernommen haben. Auch von Froben selbst hatte er schon bei dessen Lebzeiten nur sehr wenig erhalten, weil er kaum ein Drittel von dem annahm, was jener ihm angeboten, und auch das Eigentum des Hauses zurückgewiesen hatte, welches Froben ihm wiederholt schenken wollte.

Natürlich bot Hieronymus Froben alles auf, sich Erasmus’ Gunst zu sichern. In einem gegen Ende des Jahres 1530 geschriebenen Briefe erklärte er ihm schmeichelnd, seine Offizin hänge lediglich von Erasmus ab, worauf dieser am 15. Dezember 1530 erwiderte, daß sie dann an einem morschen Seile hänge, indessen doch auf neue Verlagsanerbietungen einging. –

In Mitteldeutschland erlangte Erfurt eine hervorragende Bedeutung. Hier hatte der Humanismus schon sehr früh (um 1460) Eingang gefunden und zunächst die Versöhnung mit dem alten Kirchentum gesucht; später widmete er dann der wissenschaftlichen Vertiefung der Studien die besten Kräfte und stellte schließlich die kühnsten Kämpfer zum Angriff gegen Rom. Alle drei Perioden des Humanismus sind hier also vollständig vertreten, ja folgerichtig bis in ihre Konsequenzen entwickelt, und zwar nicht bloß durch die begeisterte Jugend, sondern auch durch reifere Gelehrte und Zierden der Universität, wie Maternus Pistoris und Nikolaus Marschalk. Der Boden fand sich schon vorbereitet, denn die reiche Stadt war ein alter Sitz der Formschneidekunst und verschiedener Schreiberstuben und zählt daher auch zu den ältesten Druck- und Verlagsorten Deutschlands.[1] Dieses künstlerische Leben hatte schon um die Mitte des 15. Jahrhunderts eine hohe Blüte erreicht.

In Erfurt machte sich also der neue Geist in aller Form zuerst eine mittelalterliche Lehranstalt dienstbar. Was dieser Sieg heißen will, das wird erst klar, wenn man sich vergegenwärtigt, daß alles wissenschaftliche Leben der vorreformatorischen Zeit von der Kirche bedingt war, daß dementsprechend auch die Universitäten, durch päpstlichen Machtspruch ins Leben gerufen, in Ursprung, Form und äußerer Haltung ein entschieden kirchliches Gepräge trugen. In erster Linie hatten sie die Verteidigung der kirchlichen Interessen zu führen; deshalb bildete denn auch die Theologie,


Fußnoten

  1. Kampschulte a. a. O. I, 253. 257.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_06.djvu/035&oldid=- (Version vom 1.8.2018)