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Siebentes Kapitel.

Luther.

(Die Reformation und der Buchhandel.)

Deutsch als werdende Litteratursprache. – Massenproduktion und Absatz von Luthers Schriften. – Wirkung derselben. – Luther und seine Verleger. – Die Bibelübersetzung. – Die Nachdrucker. (Gegenreformation in Österreich.) – Die Buchführer. – Volkstümliche Flugschriften. – Johann Herrgott. – Die Prädikanten. – Balthasar Hubmayer. – Die Schulen.

„Die Buchdrucker bekommen zu thun“, schrieb Hutten an den Grafen Hermann von Neuenar, als er vom ersten Auftreten Luthers gegen den Ablaßkram gehört hatte; „es werden Streitsätze und Corollarien, Schlüsse und, was manchem übel bekommen ist, Artikel verkauft. So hoffe ich, werden sie (die Pfaffen) sich gegenseitig zu Grunde richten.“ In diesem letztern Punkte täuschte sich Hutten damals gründlich, wenn auch die Drucker mehr zu thun bekamen, als vielleicht der Hoffnungsreichste von ihnen zu erwarten gewagt hatte. Wie Luthers Streit mit Tetzel mehr als ein kleinliches Mönchsgezänk war, über welches die Humanisten schadenfroh jubelten, so entstand aus dem tapfern Angriff Luthers sehr bald ein Weltbrand, der das mittelalterliche Rom niederstreckte, Päpste, Kaiser und Fürsten jahrhundertelang ängstigte und noch ängstigt und die Pressen aller Völker in Bewegung setzte. Die Seele des deutschen Volks wurde bis in die tiefsten Tiefen aufgeregt: Leidenschaft und Zorn, Hoffnung auf bessere Zeiten und das Streben nach ihrer Herbeiführung, selbstlose Hingabe an die von Luther zuerst angeregten Ideen und todesmutiges Wagen bildeten die Signatur der Zeit.

Der unscheinbare Mönch, dem Hutten gewünscht hatte, daß er seine Gegner fresse, damit sie alle zuletzt von einander gefressen würden, trat

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_07.djvu/001&oldid=- (Version vom 1.8.2018)