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Buchhendler und Buchfurer“ kann unmöglich alle zur Messe anwesend gewesenen umfassen; das zeigt schon eine einfache Vergleichung mit der Zahl der Geschäfte machenden Meßfremden, welche sich aus den erhaltenen, fast gleichzeitigen Geschäftsdokumenten, dem Rechnungsbuch der Firma Froben-Episcopius, den Meßregistern Michael Harders (des Agenten der Witwe Gülfferich) und Sigismund Feyerabends[1]) ergibt. Hier erscheinen mehr Firmen und namentlich ist der Osten Deutschlands in den beiden letzten Quellen stärker vertreten. Daneben ist im Auge zu behalten, daß es sich bei diesen geschäftlichen Reliquien nicht um die Rechnungsbücher ganzer großer Geschäfte, vielmehr nur um Separatkonten besonderer Associationen innerhalb solcher, oder neben ihnen, handelt. Als aber jene Vorladung in der Herbstmesse 1569 erfolgte, mochten auch schon manche Fremde abgereist gewesen sein, manche der Citation auch keine Folge gegeben haben. Immerhin finden sich unter den Erschienenen 5 aus Antwerpen, 4 aus Lyon, 3 aus Genf und 3 aus Venedig, unter letztern allerdings auch Pietro Valgrisi, der schon seit 1564 eine stehende Kommandite in Leipzig errichtet und dort das Bürgerrecht erworben hatte.

Jene Rechnungsbücher und Meßregister gestatten aber aus dem schon angegebenen Grunde ebenso wenig Schlüsse auf den Gesamtumsatz der in Frage kommenden Firmen zu ziehen; in dem Feyerabendschen Meßregister handelt es sich auch überhaupt nur um 18 Werke. Dagegen sind die Resultate nicht uninteressant, welche Heinrich Pallmann durch eine statistische Bearbeitung des letztern gewonnen hat. Der Gesamtabsatz in der Fastenmesse 1565 hatte 2627 Gulden betragen; davon entnahmen Süddeutschland (der Handverkauf an Private bleibt außer Beachtung) 1684 Gulden, Norddeutschland 742 Gulden, das Ausland (einschließlich der Schweiz) nur 135 Gulden. Mit dem größten Bedarf treten auf: Augsburg (mit 413), Frankfurt a. M. selbst (mit 352), Nürnberg (mit 275), Köln (mit 192), Leipzig (mit 205) und Wittenberg (mit 131). Die Verhältniszahlen verschieben sich aber nicht unwesentlich, wenn man – was nötig ist – beachtet, daß Simon Hütter mit 245 Gulden unter Frankfurt erscheint. Dieses Bücherquantum übernahm er aber von der Association (Sigism. Feyerabend, Georg Rabe und Weigand Hahn), um es auf seinen für eigene und für Feyerabends Rechnung ausgeführten Handelsreisen im deutschen Osten, speziell in Leipzig zu vertreiben. Im


Fußnoten

  1. Das Original befindet sich jetzt durch die Liberalität des Herrn Kommissionsrat H. Klemm in Dresden in der Bibliothek des Börsenvereins der deutschen Buchhändler.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_08.djvu/031&oldid=- (Version vom 1.8.2018)