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zeigen, wie schnell sich die Willerschen Meßkataloge aus einfachen Vertriebsmitteln zu wirklichen, auf den selbständigen Verkauf berechneten Verlagsartikeln entwickelt hatten, zu dem, was der Meßkatalog später sein sollte: ein allgemeines Neuigkeitenverzeichnis. Dieser Bestimmung entsprach auch die Einrichtung der Kataloge. Im Anfange sind die Titel ohne Angabe von Verlagsorten und Verlegern aufgeführt, später findet sich die Angabe des Verlagsorts in der Regel, die des Verlegers nur vereinzelt; es war immer noch das Interesse des Sortimenters, welches vorwog. Daß nirgends Preise angegeben sind, versteht sich nach dem früher Angeführten von selbst.

Das neue Vertriebsmittel muß sofort Anklang gefunden haben; denn Willer setzte dasselbe von seinem ersten Beginn, Herbstmesse 1564, an fast ohne Unterbrechung (nur von den Fastenmessen 1566 und 1567 sind keine Kataloge bekannt) mit jeder der folgenden frankfurter Büchermessen fort. Nach seinem Tode wurde das Unternehmen durch seine Söhne und Erben fortgeführt und sind Willersche Meßkataloge bis zum Jahre 1627 nachweisbar.

Ebenso fand das Unternehmen bald genug Nachahmung. Die erste Konkurrenz erstand Willer in den von 1577 bis 1616 durch die augsburger Firma Johann Portenbachs Erben und Tobias Lutz, dann Hans Georg Portenbach und Tobias Lutz, ferner nacheinander Hans Georg Portenbach, Tobias Lutz und Hans Georg Lutz allein herausgegebenen Meßkatalogen, die ihrem Charakter nach den gleichzeitigen Willerschen durchaus entsprechen. Inwieweit dies der Fall war mit dem von Christian Egenolphs Erben in Frankfurt für die Fastenmesse 1594 herausgegebenen Katalog, der keinen Nachfolger fand, muß dahingestellt bleiben. Dagegen gilt dies unbedingt von dem Unternehmen von Paul Brachfeld in Frankfurt, der von 1595 bis 1598 Konkurrenzkataloge herausgab. In einer Ansprache „An den Leser“ sagt er, er habe, weil bisher nach gehaltenen oder zwischen den Messen viel hohe und anderes Standes Personen ihre Leute vergeblich nach Frankfurt a. M. abgefertigt, weil daselbst von niemand von allerlei Materien offene Buchladen gehalten würden, für gut angesehen, damit die Studien desto mehr gefördert und solche vergebliche Kosten und Reisen verhütet würden, einen wohlbestellten Buchladen daselbst aufzurichten, in dem man allerlei Materien und Bücher so viel möglich um die Gebühr auch außerhalb der Messen finden könne.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 482. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_08.djvu/035&oldid=- (Version vom 1.8.2018)