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leipziger Firmen, diese direkte Wirkung des Kriegs in einer Eingabe an den Kurfürsten vom 14. Oktober 1652. Sie weisen darauf hin[1], in welchen „vnwiederbringlichen schaden dero arme Lande vnd Leute durch die leidigen Kriegszeiten“ gebracht worden; auch sie seien „bei vnserer schweren Buchhandlung, der vielen plünderungen vnd Straßenraubereyen zu geschweigen, nicht allein durch die harten vnd vnertreglichen Kriegsbeschwerungen vnd Contributiones, die sich vber 5000 Thlr. erstrecken, sehr mittgenommen vnd hefftig ausgesauget worden“. Jetzt, im Frieden, würden ihnen nun von „nachgriffischen“ Leuten gar noch ihre privilegierten Bücher nachgedruckt, ja auf Schleichwegen von Andern Privilegien über ebendieselben erwirkt, z. B. von Wolfgang Endter in Nürnberg, Christian Klein in Frankfurt a. M., Zilliger in Braunschweig, „vnd noch andere mehr mit vnserm eigenthümlichen Verlag zuverfahren fürhabens seyn sollen“; nur durch kräftigen, landesherrlichen Schutz könne „vnserm zwar weitbekandten, aber die warheit zubekennen, ziemlich eingegangenen Buchhandel“ wieder aufgeholfen werden.

Die letzterwähnte Plage des Buchhandels, der Nachdruck, entwickelte sich in der That im Verlaufe des Kriegs zu einem fast unerträglichen Krebsschaden. Der Erwerbstrieb und der Eigennutz einerseits, der Kampf um das geschäftliche Dasein andererseits, hießen nach allen Mitteln greifen, welche unter den obwaltenden trostlosen Erwerbsverhältnissen eine Verbesserung dieser letztern zu verheißen schienen, und dies um so mehr, als ja der Nachdruck an sich noch keineswegs allgemein als ein Unrecht anerkannt, er als solches vielmehr nur von denen betrachtet wurde, welche er gerade traf; von Rechtsbegriffen über Verlagseigentum oder gar Autorenrechte hatten sich kaum erst schüchterne Keime zu entwickeln begonnen. So haben denn die leipziger Buchhändler sicherlich recht, wenn sie sagen, daß „das Bücher nachdrucken bei vergangenen Krieges Zeitten gar gemein worden“, und schildern die Verhältnisse in der schon erwähnten Eingabe von 1667 wohl verständlich genug und zutreffend[2]:

„Fünftens thut der schädliche Nachtrukk dergleichen Schaden, welcher weder zur genüge kan ausgesprochen noch beschrieben werden, Maßen denn nur die Endter zu Nürnberg und Sterne zu Lüneburg, die wichtigsten Buchhandlungen in Churf. Durchl. Landen, sonderlichen zu Leipzig und Wittenberg, zu Grunde ruiniret, Und entgegen sich in deroselben Landen stattlichen bereichert, worzu sie auch leichtlichen haben können gelangen,


Fußnoten

  1. Daselbst IX, 171.
  2. Daselbst I, 82.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_08.djvu/047&oldid=- (Version vom 1.8.2018)