Seite:Geschichte des Dt Buchhandels 1 10.djvu/001

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zehntes Kapitel.

Die frankfurter Bücherkommission.

Weltlage im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts. – Die Jesuiten. – Erste Andeutungen über die Kommission. Zweck derselben. – Kurzsichtigkeit des frankfurter Rats. – Definitive Einsetzung durch Rudolf II. – Allmähliches Hervortreten ihrer Ziele. – Rekonstruktion im Jahre 1608. – Widerstand von Kursachsen und Pfalz. – Weiterentwickelung der Übergriffe. – Personalien. – Direktes Eingreifen des kaiserlichen Hofs. – Die Pflichtexemplare. – Neubeginn der Bedrückungen nach dem Westfälischen Frieden. – Die Bücherkommissare Hörnigk und Sperling. – Die Büchertaxe. – Klagen über Schäden im Buchhandel. – Steigerung der Chikanen. – Auftreten der evangelischen Reichsstände. – Der Bücherkommissar Vollmar und seine neue Instruktion. – Vorbereitung einer Wandlung in den Geschäftsformen des Buchhandels.

Man wird die eigentlichen Beweggründe für die Einführung der kaiserlichen Bücherkommission in Frankfurt a. M. nur dann richtig verstehen, wenn man die allgemeine europäische Weltlage der letzten vierzig Jahre des 16. Jahrhunderts in Betracht zieht.

In Deutschland war seit dem Augsburger Religionsfrieden (1555) ein leidlicher Friedenszustand eingetreten, und es schien eine Zeit lang sogar möglich, daß sich die feindlichen Gegensätze versöhnen ließen. Unter der glatten Oberfläche tobten aber die wildesten Leidenschaften fort und namentlich bereitete sich die katholische Kirche zur Wiederaufnahme des Kampfes vor. Sie faßte nämlich auf dem Tridentiner Konzil alle ihre bisher zersplitterten Kräfte in einem einzigen einheitlichen und zielbewußten Willen zusammen, stellte die päpstliche Autorität an die Spitze aller Gläubigen, kannte kein Schwanken mehr in ihrem Verhältnis zu den Protestanten und arbeitete auf unbedingte Verfolgung aller Ketzer hin. Wenig gewissenhaft in der Wahl ihrer Mittel und von den Jesuiten,

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 608. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_10.djvu/001&oldid=- (Version vom 1.8.2018)