Was nun den zweiten Vorzug, nämlich die gefällige Anordnung, betrifft, so muß man wissen, daß man nur mit Schwierigkeit, wie wohl zugegeben wird, eine solche Menge von Briefen und Büchern auf eine kleine Zahl von Abtheilungen hat einschränken können, sodaß die Briefe selbst oder die Bücher, selbstverständlich mit Rücksicht auf die Personen oder Materien, unter verschiedenen Gesichtspunkten geordnet aufeinanderfolgen. Wie z. B. die zwischen Damasus und Hieronymus veröffentlichten Briefe, welche den wahrhaften Glauben, die erlittenen Verfolgungen und den errungenen Sieg schildern, welche insbesondere den Origenes und dessen Vertheidiger Rufinus betreffen; welche die übrigen Häretiker, den Helvidius, Jovinianus, Vigilantius, Thesifon, den teuflischen Pelagius, den Helvidius Montanus und die Novacianer stark in Verwirrung setzen und den frevelhaften Mund seiner Neider verschließen. Alsdann die Briefe, welche sich Augustinus und Hieronymus gegenseitig schrieben, die auch zur Einführung in ein besseres Leben dienen sollen; ferner die, welche auf die ihnen vorgelegten Fragen antworten; sodann die, welche zur Ertragung körperlicher Leiden ermahnen und welche neue Freundschaften schriftlich anknüpfen und alte wiederherstellen sollen; welche gelehrt über verschiedene Gegenstände handeln und welche für bestimmte Feierlichkeiten Predigten enthalten. Und solche endlich, welche das fromme weibliche Geschlecht sowohl im Mädchenalter als auch im Ehestand belehren sollen, je nach dem Unterschied der Jungfräulichkeit, der Witwenschaft und der Ehe; von diesen Briefen, sage ich, sollen die einzelnen Arten in besondere Abteilungen eingeschlossen werden. Dies sind ein Dutzend Körbe von Fragmenten, welche angenehme Glaubensstützen für Fromme enthalten. Da jene zu Anfang des Bandes geordnet sind, so werden sie alles Folgende gefällig machen, indem das, was der Leser sucht, sich leicht finden läßt.
Was aber den dritten Vorzug, nämlich die möglichst beste Korrektur, betrifft, so genüge die Bemerkung, daß auf dieses Geschäft viel Arbeit verwandt worden ist. Und wenn wir überhaupt alle andern Punkte, so wünschte diesen gewiß der Korrektor für seine Person speziell gut besorgt. Wenn aber dies nicht der Fall sein sollte, da anerkanntermaßen nichts Menschliches vollkommen ist, so möge der Umstand als Empfehlung und zum Troste dienen, daß es wohl kaum ein Buch geben wird, dem dieses in seiner Korrektur nachstehen möchte. Dies sei einstweilen unsern Freunden, deren Billigung, wie wir zuversichtlich hoffen, unsere Arbeit finden wird, vertrauensvoll mitgetheilt, damit nicht etwa inzwischen, während der Herstellung unsers Werkes ein fremdes Buch als das unsrige, aber doch ohne, wie das unsere, nach einer genau oben beschriebenen Reihenfolge eingetheilt zu sein, zum Schaden der Käufer untergeschoben werde.
Gegeben zu Mainz im Jahre des Herrn MCCCCLXX.
Friedrich Kapp: Geschichte des Deutschen Buchhandels Band 1. Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Leipzig 1886, Seite 761. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_Dt_Buchhandels_1_A.djvu/005&oldid=- (Version vom 1.8.2018)