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Seite:Geschichte des Kölner Stadtarchivs (Leonhard Ennen).djvu/02

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Leonhard Ennen: Geschichte des Kölner Stadtarchivs. In: Archivalische Zeitschrift. II. Band. S. 89-109

zur Entwicklung und Pflege jenes Geistes gegeben, der dem ganzen deutschen Leben im Mittelalter einen unsern Anschauungen so fremdartigen Charakter aufdrückte, der sich in Wissenschaft, Poesie, Malerei, Sculptur und Baukunst die herrlichsten Denkmale gesetzt und der in so vielen Instituten des Gewerbefleisses, der Cultur, der Frömmigkeit und der Wohlthätigkeit so schöne Früchte zur Reife gebracht hat. Was Rom für die Wissenschaften in Italien, was Paris für Frankreich, das war Köln für das niedere und mittlere Deutschland. Hier wurde ein wissenschaftlicher und kirchlicher Samen gelegt und gepflegt, aus dem bald eine reiche Ernte sich entwickelte. Die ersten Heroen auf dem Gebiete der Wissenschaft, Albertus Magnus und Thomas von Aquin, liessen an der Kölner Schule ihr glänzendes Licht leuchten. Albert und Thomas erhoben Köln zu einem wissenschaftlichen Stern erster Grösse. Die Kölner Bischöfe legten den Grund zu jenem gewaltigen Einfluss, den die deutsche Geistlichkeit im Mittelalter auf die Geschicke des deutschen Reiches gewann. Köln war, bis Holland den Vorrang in Handelssachen an sich riss, die erste und grösste Stadt für den unmittelbaren Verkehr mit England, Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland. Von Köln gingen die weitverzweigten Handelsverbindungen aus, die der deutschen Hanse so viel Macht, Einfluss und Reichthum errungen haben. Köln stellte sich hin als die Schützerin des ganzen freistädtischen Handels und des niederrheinischen mercantilen Lebens. In Köln ist der Knotenpunkt jener gewaltigen Kämpfe, die im Mittelalter Fürsten, Adel und Bürger in dauernder Bewegung und Erregung hielt. Alle Kämpfe, die in jener Zeit Hand und Kopf in Bewegung setzten, hatten hier ihren Vorgang, ihren Typus, ihre Triebfeder: der Kampf des zur Macht gelangenden Bürgerthums gegen die hochmüthigen Geschlechter, die Erhebung der Städte gegen ihre Fürsten, die Opposition der neu entstehenden Territorial-Hoheit gegen die kaiserliche Macht. In Stadt und Kurstaat Köln verschlingen sich die Rivalitäten zu einem fortdauernden Kampfe, der manche Jahrhunderte hindurch die Aufmerksamkeit der Welt beschäftigte. Hier sei nur erinnert an die Wirren, in denen das Kölner Bürgerthum sich eine selbständige politische Laufbahn und eine gesicherte Verfassung erkämpfte, an die Streitigkeiten, in denen die Erzbischöfe fortwährend mit der auf ihre Macht, ihren Anhang und ihre Volkszahl stolzen Stadt verwickelt waren, an die hervorragende Stellung, welche sich die Kölner Erzbischöfe unter den deutschen Reichsfürsten

Empfohlene Zitierweise:
Leonhard Ennen: Geschichte des Kölner Stadtarchivs. In: Archivalische Zeitschrift. II. Band. S. 89-109. Stuttgart: W. Spemann, 1877, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_des_K%C3%B6lner_Stadtarchivs_(Leonhard_Ennen).djvu/02&oldid=- (Version vom 18.8.2016)