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war der Preis des Kornes, nach vier regnerigen Sommern, 8 Thaler und fiel 1817 auch nur auf 6 Thaler. Größer noch als in unserer Gegend war die Noth im Erzgebirge, wo förmliche Hungersnoth entstand, weshalb auch für die dortigen Armen am 9. Januar 1817 in Berthelsdorf eine Collecte, die 110 Thaler einbrachte, gesammelt wurde. Besonders festlich feierte man daher auch 1817 das Erntefest. Schon am 1. August hatte man eine Feier veranstaltet. Mit Musik zog man dem mit Blumen geschmückten ersten Getraidewagen, denen paarweise, ebenfalls im Blumenschmucke die sämmtlichen Hofearbeiter folgten, entgegen; beim Schlosse wurden die Lieder: „Sei Lob und Ehr“ etc. und „Nun danket alle Gott“ etc. gesungen. 1846 bis 1847 war das letzte Jahr der Theuerung, wo der Getraidepreis, vorzüglich durch die allgemein verbreitete Kartoffelfäule sich wieder auf 10 Thaler steigerte und große Noth herrschte; im Erzgebirge stieg sie wieder zu einer furchtbaren Höhe. Bei gänzlichem Mangel an Verdienst mußten Kinder und Erwachsene in Menge um Brot bitten. Dieser große Nothstand rief übrigens auch 1847 den pag. 90 erwähnten Armenunterstützungsverein hervor. Auch gegenwärtig, 1852, war der Kornpreis wieder 4 bis 5 Thaler.

Beispiele von wohlfeiler Zeit kamen z. B. 1395 vor, wo ein Scheffel Korn 3 Groschen (zu berücksichtigen ist hierbei, daß der damalige Geldwerth ein ganz anderer wie gegenwärtig war) Hafer 1 Groschen, auch 9 Pfennige galt. 1445 bekam man einen Scheffel Waizen für 12 Groschen, Hafer für 6 Groschen; ähnlich 1458, 1506, 1548, 1577. 1654 war der Preis des Scheffels Korn 1 Thaler, 1656 14 bis 16 Groschen. 1661 war in Berthelsdorf der Scheffel Waizen 1½ Thaler, Korn 30 Groschen, Gerste 1 Thaler, Hafer 14 Groschen, ein Viertel Bier 4 Thaler[1]. Auch 1706, 1722, 1734, 1754 war wohlfeile Zeit. 1756 war das Korn nur 1 Thaler 8 Groschen, 1825 2 Thaler und 1848 1 Thaler 20 bis 25 Neugroschen.

5. Ansteckende Krankheiten.

Wenn und wie die Pest, das Schrecken der früheren Jahrhunderte, die überall so furchtbar verheerend wüthete und manche Ortschaften fast entvölkerte, auch Berthelsdorf heimsuchte, darüber


  1. Kirchthurmknopfsnachrichten.
Empfohlene Zitierweise:
Gottlieb Korschelt: Geschichte von Berthelsdorf. Selbstverlag des Verfassers, Berthelsdorf bei Herrnhut 1852, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geschichte_von_Berthelsdorf.pdf/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)