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     Nun kom, nun kom, mein trauter Gemal,
Kom, küs mir den Kus der Verlobung einmal!“ – –

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Da kam er und küst’ ihr den rosigen Mund,

Drob alle sein Zagen im Herzen verschwund.

     Sie hatten’s ihr Küssen, sie hatten’s ihr Spiel,
Und trieben des süssen Geschwäzes noch viel.
Da knirschte der König, da wolt’ er hinein,

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Doch liessen ihn Schlösser und Riegel nicht ein.


     Da hart’ er und harte mit schäumendem Mund’,
Wie vor der Höle des Wildes ein Hund.
Den Liebenden drin, nach gepflogener Lust,
Ward enger und bänger von Ahndung die Brust. –

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     „Wach auf, Prinzessin, der Hahn hat gekräht!

Nun las mich, bevor sich der Morgen erhöht! –“
„Ach, Lieber, ach bleib noch! Es kündet der Hahn
Die erste der nächtlichen Wachen nur an.“ –

Empfohlene Zitierweise:
Gottfried August Bürger: Gedichte. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1778, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gottfried_August_B%C3%BCrger_Gedichte_1778.pdf/283&oldid=- (Version vom 1.8.2018)